Gastgeberin • Eventmanagerin • Grafikdesignerin • Unternehmerin • Inhaberin des „MA SI“
Wer bereits früh von unterschiedlichen Umfeldern geprägt wird, trägt auch das Potenzial in sich, viel verbinden und daraus schöpfen zu können.
Mit Stefania Candido unterhielt ich mich über ihren Weg vom italienischen Bauernhof, über die Rennstrecken Europas bis ins eigene Ladenlokal, mit allem, was ihr eigenes italienisches Lebensgefühl ausmacht und sie leidenschaftlich gern teilt.
Stefania, du bist in Italien geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Wie verlief dein Weg ins Schwabenland und wie hat er dich beeinflusst?
Ich kam im Norden Apuliens zur Welt. Meine Eltern waren damals 20 und 22 Jahre und bereits nach Deutschland ausgewandert. Meine Mutter arbeitete tagsüber, mein Vater nachts und er war völlig überfordert damit mich zu versorgen. Meine Oma meinte schließlich, dass sie mich zu sich nehme und sich um mich kümmere. So wuchs ich die ersten fünf Jahre bei ihr auf dem Bauernhof auf und unternahm mit meiner Nonna wunderbare Zugfahrten, wenn wir meine Eltern besuchten.
Kurz vor Schulbeginn kam ich dann nach Stuttgart Feuerbach. Also vom Bauernhof in die Stadt, was mir damals überhaupt nicht gefiel.
In dem Stadtviertel gab es viele Italiener und meine Eltern blieben auch eher unter ihnen, weshalb ihr Deutsch nicht das Beste war und sie mir die Welt, in der ich landete, nicht erklären konnten. Ich habe entsprechend alles selbst für mich entdeckt und lernte früh, mich durchzuboxen. Ich glaube, das förderte das Temperament in mir, und ich entwickelte eine harte Schale. Aber bei all dem Durchsetzungsvermögen nach außen hin bin ich innerlich super empfindsam. Ob mich etwas aufregt, ich mich freue, mich etwas berührt, ich weine immer. (Sie lacht.)
Die Kombination in der ich, als Tochter von Auswanderern, aufwuchs, ist, wie ich finde, die Beste, wenn man etwas daraus macht. Ich konnte auf diesem Weg wunderbare Dinge aus beiden Kulturen für mich verbinden und mitnehmen.
Mittlerweile hat das Thema „Verbinden“ eine neue Form in deinem Leben angenommen: das MA SI. Was führte zu deinem eigenen Laden und seinem Konzept?
Als Veranstaltungskauffrau arbeitete ich immer bei großen Caterern im gastronomischen Bereich des Eventmanagements. Zuletzt waren das viele Veranstaltungen auf den Rennstrecken Europas und auch mal Mexico City. Ich war dabei immer im Büro, im Vertrieb. Es war, was ich liebe: Ich bin Gastgeberin und verkaufe.
Das machte ich 16 Jahre lang, bis Corona, wie bei vielen, auch mein Leben auf den Kopf stellte. Ich hatte plötzlich von gefühlten 15-Stunden-Arbeitstagen nichts mehr zu tun. Und in den 16 Jahren Gastronomie- und Eventbranche hatte ich keine Hobbies entwickelt. Ich saß da und fragte mich, was andere Menschen im Alltag machen. Es gab Tage, die sich schlimm anfühlten.
Schließlich kam der Drang, den Kopf aus dem Sand zu ziehen, und ich überlegte mir, was ich schon immer mal machen wollte. So kam ich zu einem Grafikdesign-Fernstudium. Das Kreative liegt mir im Blut. Anschließend nahm ich aus Interesse an Keramik- und Terrazzo-Kursen in Berlin und Mailand teil. An Silvester 2022 erhielt ich die Kündigung von meinem Arbeitgeber. Damit wurde ich zu meinem Glück gezwungen.
Erst lag ich zwei Wochen lang verzweifelt auf der Couch und dann dachte ich mir, dass ich einen Plan machen muss. Der beinhaltete, dass ich alle meine Stärken zusammenpacken und verbinden wollte. Im ersten Schritt wollte ich einen eigenen Laden, als Flagship-Store, eröffnen und darauf aufbauend eine Gastro-Consulting-Agentur gründen, in der ich Business-Planung, Kreativkonzepte und Branding anbiete. Aber aufgrund einer Kundenanfrage wurde es erst die Agentur und dann das MA SI. Was, im Endeffekt, gut war, weil ich dadurch, in Kombination mit meiner Abfindung, die Bank überzeugen konnte, dieses Projekt hier stemmen zu können.
Hast du den Drang, etwas Eigenes zu machen, bereits früher verspürt?
Ich war immer eine sehr schlechte Arbeitnehmerin und meine Chefs kämpften mit mir, weil ich zwar sehr gut in dem war, was ich machte, immer Führungspositionen besetzte, es aber für sie schwierig war, wie sehr ich mich einmischte. Ich bin auch eher schlecht im Regeln befolgen. Vielleicht liegt das daran, dass ich in der Fußballvereins-Gaststätte meines Vaters groß wurde, der selbst auch nicht glücklich als Angestellter war.
Wenn du aber immer einen sehr gut bezahlten Job hast, denkst du eher, dass du etwas nicht machen kannst, dass etwas anderes riskant ist. Dazu kommt, dass alle anderen auf dich einreden, weil sie es für verrückt halten, so etwas aufzugeben und das Risiko einzugehen. Aber aus der Situation heraus, in der ich war, dachte ich mir dann schließlich: Mach es! Deshalb auch der Name „MA SI“. Es bedeutet auf Italienisch: „Aber ja doch, mach es!“. Das ist meine Antwort auf die Frage, ob ich es wagen soll oder nicht.
Wie kam es zu deinem Ladenkonzept auf drei Etagen?
Mein Konzept war zunächst ein Laden mit Feinkost und Aperitivo und das Ganze, je nach Ladenlokal, etwas größer oder kleiner. Dieser Laden war die siebte oder achte Location, die ich im Blick hatte. Bei einem Konzept mit Gastronomie müssen viele Zahnräder ineinandergreifen, damit der Standort funktioniert. Es scheiterte immer an irgendeiner Stelle. Ein Laden war zu klein oder zu groß, zu abseits, zu zentral, zu teuer oder zu günstig und mit zu viel Investition verbunden. Das Gute war, dass ich mit jeder Location dazu lernte. So war ich, als ich ins jetzige MA SI kam, optimal vorbereitet.
Hier war ursprünglich nur die Fläche einer Etage ausgeschrieben und als der Makler meinte, dass wir als Nächstes in den Keller gingen, dachte ich mir bei den Räumlichkeiten, dass das nicht einfach nur ein Keller ist. Dann meinte er, dass wir in einen weiteren Keller gehen und ich stand plötzlich in diesem großartigen Gewölbekeller. Damit wuchs das Konzept. Ich schöpfte aus dem Vollen, habe alles, was ich liebe und in mir trage, auf drei Etagen miteinander verbunden: italienisches Lebensgefühl mit Gastronomie, italienischen Produkten, Keramik und Terrazzo, Workshops und Events. Und dann war die Bank auch noch Feuer und Flamme bei der Präsentation. Nachdem ich zuvor immer abgelehnt wurde.
Was macht dich heute glücklich?
Mein eigenes Ding machen zu können. Bei allem Stress und den Herausforderungen, die damit einhergehen, liebe ich es. Ich erlebe hier wunderschöne Momente und habe Tage, an denen fühle ich mich, als könne ich alles schaffen. Trotz der Anstrengung bin ich bin voller Liebe im Herzen. Es ist unglaublich erfüllend. Die Leidenschaft hat sich vervielfacht.
Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich das Gefühl habe, es funktioniert nicht. Es ist ein Auf und Ab. Aber ein guter Rat kam von einer Unternehmerin, mit der ich mich unterhielt. Sie meinte, es wird immer so weitergehen und ich müsse nur lernen, schwindelfrei zu bleiben.
Wie gehst du bisher durch die Täler?
Ich nehme sie bisher einfach alle mit und mache weiter. Einfach weitermachen. Ich denke, es wird mit den Jahren kommen, dass ich auch bei Schwankungen gelassener werde. Ich vertraue dem Leben und rufe mir immer wieder ins Gedächtnis, was alles schon funktioniert hat, dass alles werden wird.
Was ist Heimat für dich?
Ich dachte lange, dass ich mich eher hier beheimatet fühle, wo ich aufwuchs. Aber je älter ich werde, desto stärker wird der italienische Einfluss und desto mehr kann ich mir vorstellen, auch wieder zurückzugehen. Diesen Prozess finde ich sehr schön und ich bin gespannt, wie und wohin er sich entwickeln wird. (Sie fängt an zu lachen.)
Was macht das Heimatgefühl für dich aus?
Ich glaube, das sind die Erinnerungen. Gerüche und Geschmäcker. Letztes Jahr konnte ich den alten Bauernhof der Nachbarn meiner Oma besuchen, wo ich als Kind spielte. In meiner Erinnerung war er riesig. Ich hatte dort ganze Tage verbracht und es war nie langweilig. Als ich davor stand, wirkte alles so viel kleiner, dass ich nachfragte, ob das wirklich alles war. Die Freundin meiner Oma fragte dann, ob ich mich an einen bestimmten Zwetschgenbaum erinnern könne. Sie gab mir eine der kleinen Zwetschgen und als ich sie im Mund hatte, erwachten all die Erinnerungen wieder. Wie ich den ganzen Tag von meinem Lieblingsessen – Ciabatta mit Olivenöl, Tomaten und Basilikum – gelebt habe. Dass ich von Zio Giovanni immer kleine Kirschtomaten bekam und dachte, dass er sie für mich extra so klein mache, weil ich noch klein bin. (Sie fängt an zu strahlen und zu lachen.) Die frische Pasta, die meine Nonna immer machte. All das ist für mich Heimatgefühl.
Was ist für dich Lebensqualität?
Das ist tatsächlich Freiheit. Wenn ich mir das ermöglichen kann, was mir Freude bereitet.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
… einem Kaffee entspannt bei Sonnenschein, am liebsten am Meer. Ich liebe das Meer.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
… in die 1960er reisen.
Wenn ich in Italien bin, ist das Erste, was ich mache …
… einen Espresso und Sfogliatelle an der Raststätte genießen.
Angenommen, jeder Gast bekäme die Bestellung auf einem Teller, auf dem drei Learnings von dir geschrieben stünden, welche würdest du servieren und ihnen mitgeben wollen?
• Machen! Einfach machen!
• Mach die Dinge, die in deinem Herzen sind, denn was es auch ist, es holt dich immer wieder ein.
• Es gibt ein italienisches Sprichwort, das mein Vater mir immer sagte: „Tra il dire, ed il fare, c’è dimezzo il mare!“ - Zwischen dem, was du sagst, und dem, was du machst, ist das Meer.
Was setzt du mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Besuche Apulien, übernachte eine Nacht in der Masseria Moroseta und genieße das Dinner dort! Davon träume ich auch!
Vielen Dank für deine Zeit, Stefania!
MA SI – THE ITALIAN EXPERIENCE
Gastgeberin • Eventmanagerin • Grafikdesignerin • Unternehmerin • Inhaberin des „MA SI“
Wer bereits früh von unterschiedlichen Umfeldern geprägt wird, trägt auch das Potenzial in sich, viel verbinden und daraus schöpfen zu können.
Mit Stefania Candido unterhielt ich mich über ihren Weg vom italienischen Bauernhof, über die Rennstrecken Europas bis ins eigene Ladenlokal, mit allem, was ihr eigenes italienisches Lebensgefühl ausmacht und sie leidenschaftlich gern teilt.
Stefania, du bist in Italien geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Wie verlief dein Weg ins Schwabenland und wie hat er dich beeinflusst?
Ich kam im Norden Apuliens zur Welt. Meine Eltern waren damals 20 und 22 Jahre und bereits nach Deutschland ausgewandert. Meine Mutter arbeitete tagsüber, mein Vater nachts und er war völlig überfordert damit mich zu versorgen. Meine Oma meinte schließlich, dass sie mich zu sich nehme und sich um mich kümmere. So wuchs ich die ersten fünf Jahre bei ihr auf dem Bauernhof auf und unternahm mit meiner Nonna wunderbare Zugfahrten, wenn wir meine Eltern besuchten.
Kurz vor Schulbeginn kam ich dann nach Stuttgart Feuerbach. Also vom Bauernhof in die Stadt, was mir damals überhaupt nicht gefiel.
In dem Stadtviertel gab es viele Italiener und meine Eltern blieben auch eher unter ihnen, weshalb ihr Deutsch nicht das Beste war und sie mir die Welt, in der ich landete, nicht erklären konnten. Ich habe entsprechend alles selbst für mich entdeckt und lernte früh, mich durchzuboxen. Ich glaube, das förderte das Temperament in mir, und ich entwickelte eine harte Schale. Aber bei all dem Durchsetzungsvermögen nach außen hin bin ich innerlich super empfindsam. Ob mich etwas aufregt, ich mich freue, mich etwas berührt, ich weine immer. (Sie lacht.)
Die Kombination in der ich, als Tochter von Auswanderern, aufwuchs, ist, wie ich finde, die Beste, wenn man etwas daraus macht. Ich konnte auf diesem Weg wunderbare Dinge aus beiden Kulturen für mich verbinden und mitnehmen.
Mittlerweile hat das Thema „Verbinden“ eine neue Form in deinem Leben angenommen: das MA SI. Was führte zu deinem eigenen Laden und seinem Konzept?
Als Veranstaltungskauffrau arbeitete ich immer bei großen Caterern im gastronomischen Bereich des Eventmanagements. Zuletzt waren das viele Veranstaltungen auf den Rennstrecken Europas und auch mal Mexico City. Ich war dabei immer im Büro, im Vertrieb. Es war, was ich liebe: Ich bin Gastgeberin und verkaufe.
Das machte ich 16 Jahre lang, bis Corona, wie bei vielen, auch mein Leben auf den Kopf stellte. Ich hatte plötzlich von gefühlten 15-Stunden-Arbeitstagen nichts mehr zu tun. Und in den 16 Jahren Gastronomie- und Eventbranche hatte ich keine Hobbies entwickelt. Ich saß da und fragte mich, was andere Menschen im Alltag machen. Es gab Tage, die sich schlimm anfühlten.
Schließlich kam der Drang, den Kopf aus dem Sand zu ziehen, und ich überlegte mir, was ich schon immer mal machen wollte. So kam ich zu einem Grafikdesign-Fernstudium. Das Kreative liegt mir im Blut. Anschließend nahm ich aus Interesse an Keramik- und Terrazzo-Kursen in Berlin und Mailand teil. An Silvester 2022 erhielt ich die Kündigung von meinem Arbeitgeber. Damit wurde ich zu meinem Glück gezwungen.
Erst lag ich zwei Wochen lang verzweifelt auf der Couch und dann dachte ich mir, dass ich einen Plan machen muss. Der beinhaltete, dass ich alle meine Stärken zusammenpacken und verbinden wollte. Im ersten Schritt wollte ich einen eigenen Laden, als Flagship-Store, eröffnen und darauf aufbauend eine Gastro-Consulting-Agentur gründen, in der ich Business-Planung, Kreativkonzepte und Branding anbiete. Aber aufgrund einer Kundenanfrage wurde es erst die Agentur und dann das MA SI. Was, im Endeffekt, gut war, weil ich dadurch, in Kombination mit meiner Abfindung, die Bank überzeugen konnte, dieses Projekt hier stemmen zu können.
Hast du den Drang, etwas Eigenes zu machen, bereits früher verspürt?
Ich war immer eine sehr schlechte Arbeitnehmerin und meine Chefs kämpften mit mir, weil ich zwar sehr gut in dem war, was ich machte, immer Führungspositionen besetzte, es aber für sie schwierig war, wie sehr ich mich einmischte. Ich bin auch eher schlecht im Regeln befolgen. Vielleicht liegt das daran, dass ich in der Fußballvereins-Gaststätte meines Vaters groß wurde, der selbst auch nicht glücklich als Angestellter war.
Wenn du aber immer einen sehr gut bezahlten Job hast, denkst du eher, dass du etwas nicht machen kannst, dass etwas anderes riskant ist. Dazu kommt, dass alle anderen auf dich einreden, weil sie es für verrückt halten, so etwas aufzugeben und das Risiko einzugehen. Aber aus der Situation heraus, in der ich war, dachte ich mir dann schließlich: Mach es! Deshalb auch der Name „MA SI“. Es bedeutet auf Italienisch: „Aber ja doch, mach es!“. Das ist meine Antwort auf die Frage, ob ich es wagen soll oder nicht.
Wie kam es zu deinem Ladenkonzept auf drei Etagen?
Mein Konzept war zunächst ein Laden mit Feinkost und Aperitivo und das Ganze, je nach Ladenlokal, etwas größer oder kleiner. Dieser Laden war die siebte oder achte Location, die ich im Blick hatte. Bei einem Konzept mit Gastronomie müssen viele Zahnräder ineinandergreifen, damit der Standort funktioniert. Es scheiterte immer an irgendeiner Stelle. Ein Laden war zu klein oder zu groß, zu abseits, zu zentral, zu teuer oder zu günstig und mit zu viel Investition verbunden. Das Gute war, dass ich mit jeder Location dazu lernte. So war ich, als ich ins jetzige MA SI kam, optimal vorbereitet.
Hier war ursprünglich nur die Fläche einer Etage ausgeschrieben und als der Makler meinte, dass wir als Nächstes in den Keller gingen, dachte ich mir bei den Räumlichkeiten, dass das nicht einfach nur ein Keller ist. Dann meinte er, dass wir in einen weiteren Keller gehen und ich stand plötzlich in diesem großartigen Gewölbekeller. Damit wuchs das Konzept. Ich schöpfte aus dem Vollen, habe alles, was ich liebe und in mir trage, auf drei Etagen miteinander verbunden: italienisches Lebensgefühl mit Gastronomie, italienischen Produkten, Keramik und Terrazzo, Workshops und Events. Und dann war die Bank auch noch Feuer und Flamme bei der Präsentation. Nachdem ich zuvor immer abgelehnt wurde.
Was macht dich heute glücklich?
Mein eigenes Ding machen zu können. Bei allem Stress und den Herausforderungen, die damit einhergehen, liebe ich es. Ich erlebe hier wunderschöne Momente und habe Tage, an denen fühle ich mich, als könne ich alles schaffen. Trotz der Anstrengung bin ich bin voller Liebe im Herzen. Es ist unglaublich erfüllend. Die Leidenschaft hat sich vervielfacht.
Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich das Gefühl habe, es funktioniert nicht. Es ist ein Auf und Ab. Aber ein guter Rat kam von einer Unternehmerin, mit der ich mich unterhielt. Sie meinte, es wird immer so weitergehen und ich müsse nur lernen, schwindelfrei zu bleiben.
Wie gehst du bisher durch die Täler?
Ich nehme sie bisher einfach alle mit und mache weiter. Einfach weitermachen. Ich denke, es wird mit den Jahren kommen, dass ich auch bei Schwankungen gelassener werde. Ich vertraue dem Leben und rufe mir immer wieder ins Gedächtnis, was alles schon funktioniert hat, dass alles werden wird.
Was ist Heimat für dich?
Ich dachte lange, dass ich mich eher hier beheimatet fühle, wo ich aufwuchs. Aber je älter ich werde, desto stärker wird der italienische Einfluss und desto mehr kann ich mir vorstellen, auch wieder zurückzugehen. Diesen Prozess finde ich sehr schön und ich bin gespannt, wie und wohin er sich entwickeln wird. (Sie fängt an zu lachen.)
Was macht das Heimatgefühl für dich aus?
Ich glaube, das sind die Erinnerungen. Gerüche und Geschmäcker. Letztes Jahr konnte ich den alten Bauernhof der Nachbarn meiner Oma besuchen, wo ich als Kind spielte. In meiner Erinnerung war er riesig. Ich hatte dort ganze Tage verbracht und es war nie langweilig. Als ich davor stand, wirkte alles so viel kleiner, dass ich nachfragte, ob das wirklich alles war. Die Freundin meiner Oma fragte dann, ob ich mich an einen bestimmten Zwetschgenbaum erinnern könne. Sie gab mir eine der kleinen Zwetschgen und als ich sie im Mund hatte, erwachten all die Erinnerungen wieder. Wie ich den ganzen Tag von meinem Lieblingsessen – Ciabatta mit Olivenöl, Tomaten und Basilikum – gelebt habe. Dass ich von Zio Giovanni immer kleine Kirschtomaten bekam und dachte, dass er sie für mich extra so klein mache, weil ich noch klein bin. (Sie fängt an zu strahlen und zu lachen.) Die frische Pasta, die meine Nonna immer machte. All das ist für mich Heimatgefühl.
Was ist für dich Lebensqualität?
Das ist tatsächlich Freiheit. Wenn ich mir das ermöglichen kann, was mir Freude bereitet.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
… einem Kaffee entspannt bei Sonnenschein, am liebsten am Meer. Ich liebe das Meer.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
… in die 1960er reisen.
Wenn ich in Italien bin, ist das Erste, was ich mache …
… einen Espresso und Sfogliatelle an der Raststätte genießen.
Angenommen, jeder Gast bekäme die Bestellung auf einem Teller, auf dem drei Learnings von dir geschrieben stünden, welche würdest du servieren und ihnen mitgeben wollen?
• Machen! Einfach machen!
• Mach die Dinge, die in deinem Herzen sind, denn was es auch ist, es holt dich immer wieder ein.
• Es gibt ein italienisches Sprichwort, das mein Vater mir immer sagte: „Tra il dire, ed il fare, c’è dimezzo il mare!“ - Zwischen dem, was du sagst, und dem, was du machst, ist das Meer.
Was setzt du mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Besuche Apulien, übernachte eine Nacht in der Masseria Moroseta und genieße das Dinner dort! Davon träume ich auch!
Vielen Dank für deine Zeit, Stefania!
MA SI – THE ITALIAN EXPERIENCE
Gastgeberin • Eventmanagerin • Grafikdesignerin • Unternehmerin • Inhaberin des „MA SI“
Wer bereits früh von unterschiedlichen Umfeldern geprägt wird, trägt auch das Potenzial in sich, viel verbinden und daraus schöpfen zu können.
Mit Stefania Candido unterhielt ich mich über ihren Weg vom italienischen Bauernhof, über die Rennstrecken Europas bis ins eigene Ladenlokal, mit allem, was ihr eigenes italienisches Lebensgefühl ausmacht und sie leidenschaftlich gern teilt.
Stefania, du bist in Italien geboren und in Stuttgart aufgewachsen. Wie verlief dein Weg ins Schwabenland und wie hat er dich beeinflusst?
Ich kam im Norden Apuliens zur Welt. Meine Eltern waren damals 20 und 22 Jahre und bereits nach Deutschland ausgewandert. Meine Mutter arbeitete tagsüber, mein Vater nachts und er war völlig überfordert damit mich zu versorgen. Meine Oma meinte schließlich, dass sie mich zu sich nehme und sich um mich kümmere. So wuchs ich die ersten fünf Jahre bei ihr auf dem Bauernhof auf und unternahm mit meiner Nonna wunderbare Zugfahrten, wenn wir meine Eltern besuchten.
Kurz vor Schulbeginn kam ich dann nach Stuttgart Feuerbach. Also vom Bauernhof in die Stadt, was mir damals überhaupt nicht gefiel.
In dem Stadtviertel gab es viele Italiener und meine Eltern blieben auch eher unter ihnen, weshalb ihr Deutsch nicht das Beste war und sie mir die Welt, in der ich landete, nicht erklären konnten. Ich habe entsprechend alles selbst für mich entdeckt und lernte früh, mich durchzuboxen. Ich glaube, das förderte das Temperament in mir, und ich entwickelte eine harte Schale. Aber bei all dem Durchsetzungsvermögen nach außen hin bin ich innerlich super empfindsam. Ob mich etwas aufregt, ich mich freue, mich etwas berührt, ich weine immer. (Sie lacht.)
Die Kombination in der ich, als Tochter von Auswanderern, aufwuchs, ist, wie ich finde, die Beste, wenn man etwas daraus macht. Ich konnte auf diesem Weg wunderbare Dinge aus beiden Kulturen für mich verbinden und mitnehmen.
Mittlerweile hat das Thema „Verbinden“ eine neue Form in deinem Leben angenommen: das MA SI. Was führte zu deinem eigenen Laden und seinem Konzept?
Als Veranstaltungskauffrau arbeitete ich immer bei großen Caterern im gastronomischen Bereich des Eventmanagements. Zuletzt waren das viele Veranstaltungen auf den Rennstrecken Europas und auch mal Mexico City. Ich war dabei immer im Büro, im Vertrieb. Es war, was ich liebe: Ich bin Gastgeberin und verkaufe.
Das machte ich 16 Jahre lang, bis Corona, wie bei vielen, auch mein Leben auf den Kopf stellte. Ich hatte plötzlich von gefühlten 15-Stunden-Arbeitstagen nichts mehr zu tun. Und in den 16 Jahren Gastronomie- und Eventbranche hatte ich keine Hobbies entwickelt. Ich saß da und fragte mich, was andere Menschen im Alltag machen. Es gab Tage, die sich schlimm anfühlten.
Schließlich kam der Drang, den Kopf aus dem Sand zu ziehen, und ich überlegte mir, was ich schon immer mal machen wollte. So kam ich zu einem Grafikdesign-Fernstudium. Das Kreative liegt mir im Blut. Anschließend nahm ich aus Interesse an Keramik- und Terrazzo-Kursen in Berlin und Mailand teil. An Silvester 2022 erhielt ich die Kündigung von meinem Arbeitgeber. Damit wurde ich zu meinem Glück gezwungen.
Erst lag ich zwei Wochen lang verzweifelt auf der Couch und dann dachte ich mir, dass ich einen Plan machen muss. Der beinhaltete, dass ich alle meine Stärken zusammenpacken und verbinden wollte. Im ersten Schritt wollte ich einen eigenen Laden, als Flagship-Store, eröffnen und darauf aufbauend eine Gastro-Consulting-Agentur gründen, in der ich Business-Planung, Kreativkonzepte und Branding anbiete. Aber aufgrund einer Kundenanfrage wurde es erst die Agentur und dann das MA SI. Was, im Endeffekt, gut war, weil ich dadurch, in Kombination mit meiner Abfindung, die Bank überzeugen konnte, dieses Projekt hier stemmen zu können.
Hast du den Drang, etwas Eigenes zu machen, bereits früher verspürt?
Ich war immer eine sehr schlechte Arbeitnehmerin und meine Chefs kämpften mit mir, weil ich zwar sehr gut in dem war, was ich machte, immer Führungspositionen besetzte, es aber für sie schwierig war, wie sehr ich mich einmischte. Ich bin auch eher schlecht im Regeln befolgen. Vielleicht liegt das daran, dass ich in der Fußballvereins-Gaststätte meines Vaters groß wurde, der selbst auch nicht glücklich als Angestellter war.
Wenn du aber immer einen sehr gut bezahlten Job hast, denkst du eher, dass du etwas nicht machen kannst, dass etwas anderes riskant ist. Dazu kommt, dass alle anderen auf dich einreden, weil sie es für verrückt halten, so etwas aufzugeben und das Risiko einzugehen. Aber aus der Situation heraus, in der ich war, dachte ich mir dann schließlich: Mach es! Deshalb auch der Name „MA SI“. Es bedeutet auf Italienisch: „Aber ja doch, mach es!“. Das ist meine Antwort auf die Frage, ob ich es wagen soll oder nicht.
Wie kam es zu deinem Ladenkonzept auf drei Etagen?
Mein Konzept war zunächst ein Laden mit Feinkost und Aperitivo und das Ganze, je nach Ladenlokal, etwas größer oder kleiner. Dieser Laden war die siebte oder achte Location, die ich im Blick hatte. Bei einem Konzept mit Gastronomie müssen viele Zahnräder ineinandergreifen, damit der Standort funktioniert. Es scheiterte immer an irgendeiner Stelle. Ein Laden war zu klein oder zu groß, zu abseits, zu zentral, zu teuer oder zu günstig und mit zu viel Investition verbunden. Das Gute war, dass ich mit jeder Location dazu lernte. So war ich, als ich ins jetzige MA SI kam, optimal vorbereitet.
Hier war ursprünglich nur die Fläche einer Etage ausgeschrieben und als der Makler meinte, dass wir als Nächstes in den Keller gingen, dachte ich mir bei den Räumlichkeiten, dass das nicht einfach nur ein Keller ist. Dann meinte er, dass wir in einen weiteren Keller gehen und ich stand plötzlich in diesem großartigen Gewölbekeller. Damit wuchs das Konzept. Ich schöpfte aus dem Vollen, habe alles, was ich liebe und in mir trage, auf drei Etagen miteinander verbunden: italienisches Lebensgefühl mit Gastronomie, italienischen Produkten, Keramik und Terrazzo, Workshops und Events. Und dann war die Bank auch noch Feuer und Flamme bei der Präsentation. Nachdem ich zuvor immer abgelehnt wurde.
Was macht dich heute glücklich?
Mein eigenes Ding machen zu können. Bei allem Stress und den Herausforderungen, die damit einhergehen, liebe ich es. Ich erlebe hier wunderschöne Momente und habe Tage, an denen fühle ich mich, als könne ich alles schaffen. Trotz der Anstrengung bin ich bin voller Liebe im Herzen. Es ist unglaublich erfüllend. Die Leidenschaft hat sich vervielfacht.
Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich das Gefühl habe, es funktioniert nicht. Es ist ein Auf und Ab. Aber ein guter Rat kam von einer Unternehmerin, mit der ich mich unterhielt. Sie meinte, es wird immer so weitergehen und ich müsse nur lernen, schwindelfrei zu bleiben.
Wie gehst du bisher durch die Täler?
Ich nehme sie bisher einfach alle mit und mache weiter. Einfach weitermachen. Ich denke, es wird mit den Jahren kommen, dass ich auch bei Schwankungen gelassener werde. Ich vertraue dem Leben und rufe mir immer wieder ins Gedächtnis, was alles schon funktioniert hat, dass alles werden wird.
Was ist Heimat für dich?
Ich dachte lange, dass ich mich eher hier beheimatet fühle, wo ich aufwuchs. Aber je älter ich werde, desto stärker wird der italienische Einfluss und desto mehr kann ich mir vorstellen, auch wieder zurückzugehen. Diesen Prozess finde ich sehr schön und ich bin gespannt, wie und wohin er sich entwickeln wird. (Sie fängt an zu lachen.)
Was macht das Heimatgefühl für dich aus?
Ich glaube, das sind die Erinnerungen. Gerüche und Geschmäcker. Letztes Jahr konnte ich den alten Bauernhof der Nachbarn meiner Oma besuchen, wo ich als Kind spielte. In meiner Erinnerung war er riesig. Ich hatte dort ganze Tage verbracht und es war nie langweilig. Als ich davor stand, wirkte alles so viel kleiner, dass ich nachfragte, ob das wirklich alles war. Die Freundin meiner Oma fragte dann, ob ich mich an einen bestimmten Zwetschgenbaum erinnern könne. Sie gab mir eine der kleinen Zwetschgen und als ich sie im Mund hatte, erwachten all die Erinnerungen wieder. Wie ich den ganzen Tag von meinem Lieblingsessen – Ciabatta mit Olivenöl, Tomaten und Basilikum – gelebt habe. Dass ich von Zio Giovanni immer kleine Kirschtomaten bekam und dachte, dass er sie für mich extra so klein mache, weil ich noch klein bin. (Sie fängt an zu strahlen und zu lachen.) Die frische Pasta, die meine Nonna immer machte. All das ist für mich Heimatgefühl.
Was ist für dich Lebensqualität?
Das ist tatsächlich Freiheit. Wenn ich mir das ermöglichen kann, was mir Freude bereitet.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
… einem Kaffee entspannt bei Sonnenschein, am liebsten am Meer. Ich liebe das Meer.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
… in die 1960er reisen.
Wenn ich in Italien bin, ist das Erste, was ich mache …
… einen Espresso und Sfogliatelle an der Raststätte genießen.
Angenommen, jeder Gast bekäme die Bestellung auf einem Teller, auf dem drei Learnings von dir geschrieben stünden, welche würdest du servieren und ihnen mitgeben wollen?
• Machen! Einfach machen!
• Mach die Dinge, die in deinem Herzen sind, denn was es auch ist, es holt dich immer wieder ein.
• Es gibt ein italienisches Sprichwort, das mein Vater mir immer sagte: „Tra il dire, ed il fare, c’è dimezzo il mare!“ - Zwischen dem, was du sagst, und dem, was du machst, ist das Meer.
Was setzt du mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Besuche Apulien, übernachte eine Nacht in der Masseria Moroseta und genieße das Dinner dort! Davon träume ich auch!
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