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TAKE YOUR TIME – ELKE VOGELSANG

Cornelia Köster • 26. Dezember 2023

ELKE VOGELSANG

Übersetzerin  •   Fotografin (Wieselblitz)  •  Autorin



TAKE YOUR TIME – Cover Elke Vogelsang, Wieselblitz by Cornelia Köster

DRUCK SEI DANK ODER

VOM HANDBUCH ZUM HUNDEBLICK.

 

Wege zur Fotografie gibt es viele. Der von Elke Vogelsang liest sich allerdings wie ein Drehbuch, in dem der Autor Murphys Gesetz in- und auswendig kennen dürfte.

In ihrem gemütlichen Studio unterhielten Elke und ich uns darüber, wie Gutes aus herausfordernden Situationen erwachsen kann und wie wichtig es ist, sich zu trauen und sich selbst Zeit zu geben.

 


Elke, du bist heute eine, über den deutschsprachigen Raum hinaus, bekannte Hundefotografin. Dein Weg führte aber zunächst in die Freiberuflichkeit als Übersetzerin. Wie kam es dazu?

Nach meinem Spanisch- und Englisch-Studium war ich zunächst als angestellte Übersetzerin tätig und nach einem Jobverlust trat ich eine neue Stelle an. Ein paar Monate später ging die neue Firma in Konkurs. Damals fühlte sich der Gedanke furchtbar an, wie das wohl in meinem Lebenslauf wirkte. (Ein Schmunzeln macht sich in ihrem Gesicht breit.)

Ich musste also zum Arbeitsamt gehen. Mein innerer Drang nach Sicherheit hatte mich zu dem Zeitpunkt allerdings schon ein Profil auf einer Übersetzerseite angelegen lassen, um nach Aufträgen zu suchen, und es kam tatsächlich direkt eine Anfrage.

Bei meinem Termin im Arbeitsamt sagte ich, dass ich einen kleinen Auftrag in Aussicht hätte, und fragte, ob mir das Geld abgezogen würde. Die Reaktion darauf lautete, dass ich dann nicht mehr arbeitslos wäre und ich mich selbstständig machen müsse, wenn ich den Auftrag annehmen wollte.

So machte ich mich 2005, von einem Tag auf den nächsten, mit einer Art Überbrückungsgeld als freiberufliche Übersetzerin selbstständig. Glücklicherweise funktionierte das damals auch sehr schnell gut.


Hättest du den Schritt in die Selbstständigkeit auch ohne die Umstände gewagt?

Getraut hätte ich mich ohne den Druck nicht. Es war der innere Stress, der dazu führte. Deshalb ein „Hurra“ auf den Druck oder die kleinen Schicksalsschläge, die einen dazu bringen, doch etwas zu ändern.

Mittlerweile liebe ich die Selbstständigkeit sehr und möchte nicht mehr angestellt sein. Egal wie anstrengend es zuweilen auch sein mag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsangs own pictures – by Cornelia Köster

In Sachen Schicksalsschläge hatten die letzten 15 Jahre durchaus noch Herausforderungen für dich parat. Wie sah das Chaos aus, in dem du zu Wieselblitz wurdest?

2007 nahmen mein Mann und ich, von einem Tag auf den anderen, meine Schwiegermutter mit der Diagnose Demenz auf. Zwei Jahre später verstarb mein Vater und ich musste mich dann auch vermehrt um meine Mutter kümmern. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, ich hätte schon einiges um die Ohren.


An Weihnachten 2009 saß ich im Arbeitszimmer am Computer und übersetzte, als unsere damals zwei Hündinnen neben mir plötzlich unruhig wurden, zur Tür eilten, anfingen, zu bellen und zu jaulen. Zwar konnte Noodles nervig werden, wenn sie etwas wollte (meine Schwägerin war unten mit dem duftenden Frühstück zugange), aber das war nicht wie üblich. Nachdem ich ihnen die Tür geöffnet hatte, liefen sie direkt zum Badezimmer, wo ich meinen Mann bewusstlos in der Badewanne fand. Irgendetwas hat die ältere Hündin bemerkt und reagiert. Es stellte sich heraus, dass er, aufgrund eines rupturierten Aneurysmas, eine schwere Hirnblutung hatte. Zunächst wurde er in ein künstliches Koma versetzt, ohne viel Hoffnung auf Genesung. Nun war das Chaos im Haus komplett.


Nachdem mein Mann tatsächlich aus dem künstlichen Koma erwachte, hatte er wochenlang keinerlei Kurzzeitgedächtnis. Es kam in der Folge zu Situationen, in denen ich mir vorkam wie in einem Film, bei dem die Zuschauer denken würden, das kann sich nur ein Drehbuchautor ausgedacht haben.

Eines Tages rief mich meine Mutter an und erzählte, sie glaube, sie habe sich den Arm gebrochen. Daraufhin brachte ich sie ins Krankenhaus, musste in dem Moment aber auch meine demenzkranke Schwiegermutter mitnehmen und mein Mann lag nur wenige Räume von der Notaufnahme entfernt und konnte schon wieder herumlaufen. Ich holte ihn zu uns, damit wir zusammen auf den Arzt für meine Mutter warten konnten. Da saß ich also in dieser absurden, aus heutiger Sicht komischen Situation, zwischen meiner entspannten Mutter mit ihrem gebrochenen Arm, meiner Schwiegermutter (die sich ihrer Demenz entsprechend verhielt) und meinem Mann ohne Kurzzeitgedächtnis, der sich fröhlich, aber eben auf seine Weise versuchte zu orientieren. Solche Situationen ergaben sich immer wieder. Genauso wie bürokratische Dinge, die schiefliefen. Was ich dabei, auch wieder aus der Situation heraus, lernte, war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, anstatt auf etwas zu warten.

Mit den Jahren sorgten weitere Schlaganfälle und ein Herzinfarkt in der Familie dafür, dass es nicht ruhiger wurde.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang at work with her dog by Cornelia Köster

Zwischen all dem Chaos fandest du mit den Hunden peu à peu in dein heutiges Leben als Hundefotografin. Wie entwickelte sich deine Fotografie?

Schon zu Analogzeiten fotografierte ich viel, aber das war mehr ein „Bilder knipsen“. Unsere erste Hündin, Noodles, war ein grandioses Motiv und mit ihr wurde ich schließlich zur ambitionierten Hobbyfotografin. Vor dem Schlaganfall meines Mannes hatte ich bereits geplant, am 01.01.2010 ein Ein-Bild-pro-Tag-Projekt zu starten, um innerlich einen Ausgleich zu haben. Ich nahm meine Kamera also jeden Tag auf die Spaziergänge mit.

Die Fotografie war etwas, das ich für mich, mit den Hunden machen und genießen konnte. Es machte einfach Spaß und so betrieb ich das Projekt im Endeffekt zwei Jahre lang.

Irgendwann kaufte ich mir eine kleine Kompaktkamera, die beim Spazieren einfach praktischer war. Mit ihrem Weitwinkel-Objektiv machte ich lustige Bilder mit den Hunden, indem ich nah an die Schnauzen heranging. Die Ergebnisse waren alles andere als perfekt, kamen aber online so gut an, dass 2014 meine Bilder viral durch das Netz gingen. Das heißt allerdings noch lange nichts. Wenn du diese Woche ein Internet-Phänomen bist, ist es nächste Woche jemand anderes. Aber natürlich motiviert es.

Ich schrieb ein paar Artikel über Hundefotografie, wurde von Websites für kleine Texte angefragt und saß bis in die Nacht hinein am Rechner. Denn tagsüber war ich mit meiner Schwiegermutter, meiner Mutter, meinem Mann und der Arbeit als Übersetzerin eingespannt.

Hattest du in der ganzen Zeit auch mal Zweifel?

Es gab auch Momente, in denen ich mich fragte, was ich da eigentlich mache, finanziell brachte es nichts ein.

Lustig war allerdings dann, dass eine Bloggerin, die mich für einen dieser Artikel angefragt hatte, später ein Vorstellungsgespräch beim Ackermann Verlag hatte und im Gespräch meinte sie, würde der Verlag sie einstellen, würde sie mit mir einen Kalender machen. Der Verlag hat sie eingestellt und sie haben einen Kalender mit mir gemacht. Und diesen Kalender mache ich nun mit dem Verlag seit 2016. Später bekam ich auch einen Buchvertrag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her two dogs by Cornelia Köster

Wann konntest du von der Fotografie leben?

Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte, ich kann von der Fotografie leben. In etwa sieben Jahre. Ich hätte allerdings auch nie gedacht, dass ich das überhaupt jemals kann.


Du stehst immer wieder für Vorträge auf der Bühne. Wie fühlt sich das für dich an?

Auch wenn ich immer aufgeregt bin, machen mir Vorträge riesigen Spaß und in Deutschland bin ich dabei auch sehr locker. Für meine Verhältnisse. (Sie lacht.) Messen, bei denen die Besucher Eintritt zahlen und sie als Teil des Besuches auch zu der Bühne kommen, auf der ich stehe, bin ich mittlerweile gewohnt. Im September 2023, im Mirage in Las Vegas, sollten allerdings 200 Besucher zuschauen, die einen vierstelligen Betrag für die Eintrittskarte gezahlt hatten und nur für die Vorträge und zwei Live-Shows kamen (wovon eine Live-Show meine war). Das war alles in allem eine andere Nummer. Dort konnte ich, der Anspannung wegen, die ersten Tage vor Ort nicht wirklich genießen. Die Veranstaltung selbst war dann aber großartig. Die Leute und die anderen Fotografen waren alle nett und es war hervorragend organisiert.

Hätte mir jemand früher gesagt, dass ich so etwas machen würde, hätte ich das nicht geglaubt.


Inwieweit, würdest du sagen, hat dein Weg dich verändert?

Früher war ich sehr zurückhaltend und in gewisser Weise schüchtern. Dass ich Vorträge vor vielen Menschen halte, hätte ich früher für unmöglich gehalten. Diese Entwicklung zu sehen, freut mich heute tierisch!

Wenn ich aus meinem Kokon herauskomme, freue ich mich im Anschluss jedes Mal. Auch wenn es mich zuweilen viele Nerven kostet, freue ich mich doch über jeden Nerv, den ich investiere und es dennoch mache. Das ist tatsächlich etwas, das mich aufbaut und wachsen lässt. Es fühlt sich großartig an, zu wissen, ich werde mich nicht fragen, was hätte werden können. Denn ich habe mich getraut, es herauszufinden, wie es ist, rauszukommen. Raus aus sich selbst und raus aus Hildesheim.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Was würdest du jemandem sagen, der/die sich nicht traut, etwas anzugehen?

Ich glaube nicht an Talent, sondern ich glaube an Geduld und Ausdauer. Geduld mit sich selbst und mit den eigenen Fähigkeiten. Wenn man beharrlich an etwas dranbleibt, dann bin ich überzeugt davon, dass es zu etwas führen wird. Die meisten hören einfach zu früh auf. Ich habe sieben Jahre gebraucht. Am Anfang haben meine Freunde mich aus Mitleid gebucht. (Sie schmunzelt.) Wenn ich das schaffe, dann schaffen es auch andere. Ich bin von Natur aus keine große Macherin. Ich war das Un-Spontanste, was herumlief, und suchte die Sicherheit. Ich bin einfach nur hartnäckig drangeblieben, weil ich es als Ausgleich für mich sah. Man muss manchmal viel Geduld aufbringen und dafür sorgen, dass es einem immer Spaß macht.


Was ist Lebensqualität für dich?

Lebensqualität kam bei mir, als ich lernte, auch mal „Nein“ zu anderem und „Ja“ zu mir zu sagen.

Das Leben, wie ich es führe, hier in meinem Zuhause, mit meinen Hunden, meinem Mann und den Möglichkeiten, reisen zu können, ist für mich Lebensqualität. Dass ich viele Dinge miteinander verbinden kann, die ich mag.


Jeder hat die eine oder andere Eigenheit oder Macke. Welche hast du?

Ich könnte einen Handel mit Notizbüchern eröffnen. Und jedes der Bücher hat ein anderes Thema. Ich bin außerdem ein großer Listen-Macher. Am Jahresanfang mache ich mir beispielsweise eine Liste an Dingen für das kommende Jahr. Die gehe ich das Jahr über durch und am Ende sehe ich, was alles funktioniert hat.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Ein perfekter Tag beginnt mit …

… einem Hundespaziergang am Meer.


Tiere sind für mich …

… ein Quell der Freude.


Das lustigste Erlebnis mit einem Hund war …

… ein Fototermin mit zwei Boxern. Ich kannte mich in der Gegend, die die Besitzer für die Fotos ausgesucht hatten, nicht aus. Als sie die Hunde von der Leine ließen, rannten die beiden los, durch ein kleines Waldstück und es machte hinter einem kleinen Hügel „platsch“. Dort war eine fürchterlich stinkende Grube und die Hunde sahen aus wie fröhliche Schlammmonster. Ich habe mich köstlich amüsiert und den nicht ganz so begeisterten Besitzern angeboten, dass wir einfach einen neuen Termin vereinbaren.


Die letzte Frage, Elke: Was setzt du mir auf meine To-do-Liste?

Wir alle können uns etwas von den Hunden abschauen: nicht über Vergangenes nachzugrübeln und den Augenblick zu genießen. Genau das möchte ich dir mitgeben. Achte darauf, die Vergangenheit sein zu lassen, was sie ist, und genieße den Augenblick!


Vielen Dank für deine Zeit, Elke!


Elke Vogelsang

TAKE YOUR TIME view into the print magazine – Elke Vogelsang by Cornelia Köster

ELKE VOGELSANG

Übersetzerin  •   Fotografin (Wieselblitz)  •  Autorin



TAKE YOUR TIME – Cover Elke Vogelsang, Wieselblitz by Cornelia Köster

DRUCK SEI DANK ODER

VOM HANDBUCH ZUM HUNDEBLICK.

 

Wege zur Fotografie gibt es viele. Der von Elke Vogelsang liest sich allerdings wie ein Drehbuch, in dem der Autor Murphys Gesetz in- und auswendig kennen dürfte.

In ihrem gemütlichen Studio unterhielten Elke und ich uns darüber, wie Gutes aus herausfordernden Situationen erwachsen kann und wie wichtig es ist, sich zu trauen und sich selbst Zeit zu geben.

 


Elke, du bist heute eine, über den deutschsprachigen Raum hinaus, bekannte Hundefotografin. Dein Weg führte aber zunächst in die Freiberuflichkeit als Übersetzerin. Wie kam es dazu?

Nach meinem Spanisch- und Englisch-Studium war ich zunächst als angestellte Übersetzerin tätig und nach einem Jobverlust trat ich eine neue Stelle an. Ein paar Monate später ging die neue Firma in Konkurs. Damals fühlte sich der Gedanke furchtbar an, wie das wohl in meinem Lebenslauf wirkte. (Ein Schmunzeln macht sich in ihrem Gesicht breit.)

Ich musste also zum Arbeitsamt gehen. Mein innerer Drang nach Sicherheit hatte mich zu dem Zeitpunkt allerdings schon ein Profil auf einer Übersetzerseite angelegen lassen, um nach Aufträgen zu suchen, und es kam tatsächlich direkt eine Anfrage.

Bei meinem Termin im Arbeitsamt sagte ich, dass ich einen kleinen Auftrag in Aussicht hätte, und fragte, ob mir das Geld abgezogen würde. Die Reaktion darauf lautete, dass ich dann nicht mehr arbeitslos wäre und ich mich selbstständig machen müsse, wenn ich den Auftrag annehmen wollte.

So machte ich mich 2005, von einem Tag auf den nächsten, mit einer Art Überbrückungsgeld als freiberufliche Übersetzerin selbstständig. Glücklicherweise funktionierte das damals auch sehr schnell gut.


Hättest du den Schritt in die Selbstständigkeit auch ohne die Umstände gewagt?

Getraut hätte ich mich ohne den Druck nicht. Es war der innere Stress, der dazu führte. Deshalb ein „Hurra“ auf den Druck oder die kleinen Schicksalsschläge, die einen dazu bringen, doch etwas zu ändern.

Mittlerweile liebe ich die Selbstständigkeit sehr und möchte nicht mehr angestellt sein. Egal wie anstrengend es zuweilen auch sein mag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsangs own pictures – by Cornelia Köster

In Sachen Schicksalsschläge hatten die letzten 15 Jahre durchaus noch Herausforderungen für dich parat. Wie sah das Chaos aus, in dem du zu Wieselblitz wurdest?

2007 nahmen mein Mann und ich, von einem Tag auf den anderen, meine Schwiegermutter mit der Diagnose Demenz auf. Zwei Jahre später verstarb mein Vater und ich musste mich dann auch vermehrt um meine Mutter kümmern. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, ich hätte schon einiges um die Ohren.


An Weihnachten 2009 saß ich im Arbeitszimmer am Computer und übersetzte, als unsere damals zwei Hündinnen neben mir plötzlich unruhig wurden, zur Tür eilten, anfingen, zu bellen und zu jaulen. Zwar konnte Noodles nervig werden, wenn sie etwas wollte (meine Schwägerin war unten mit dem duftenden Frühstück zugange), aber das war nicht wie üblich. Nachdem ich ihnen die Tür geöffnet hatte, liefen sie direkt zum Badezimmer, wo ich meinen Mann bewusstlos in der Badewanne fand. Irgendetwas hat die ältere Hündin bemerkt und reagiert. Es stellte sich heraus, dass er, aufgrund eines rupturierten Aneurysmas, eine schwere Hirnblutung hatte. Zunächst wurde er in ein künstliches Koma versetzt, ohne viel Hoffnung auf Genesung. Nun war das Chaos im Haus komplett.


Nachdem mein Mann tatsächlich aus dem künstlichen Koma erwachte, hatte er wochenlang keinerlei Kurzzeitgedächtnis. Es kam in der Folge zu Situationen, in denen ich mir vorkam wie in einem Film, bei dem die Zuschauer denken würden, das kann sich nur ein Drehbuchautor ausgedacht haben.

Eines Tages rief mich meine Mutter an und erzählte, sie glaube, sie habe sich den Arm gebrochen. Daraufhin brachte ich sie ins Krankenhaus, musste in dem Moment aber auch meine demenzkranke Schwiegermutter mitnehmen und mein Mann lag nur wenige Räume von der Notaufnahme entfernt und konnte schon wieder herumlaufen. Ich holte ihn zu uns, damit wir zusammen auf den Arzt für meine Mutter warten konnten. Da saß ich also in dieser absurden, aus heutiger Sicht komischen Situation, zwischen meiner entspannten Mutter mit ihrem gebrochenen Arm, meiner Schwiegermutter (die sich ihrer Demenz entsprechend verhielt) und meinem Mann ohne Kurzzeitgedächtnis, der sich fröhlich, aber eben auf seine Weise versuchte zu orientieren. Solche Situationen ergaben sich immer wieder. Genauso wie bürokratische Dinge, die schiefliefen. Was ich dabei, auch wieder aus der Situation heraus, lernte, war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, anstatt auf etwas zu warten.

Mit den Jahren sorgten weitere Schlaganfälle und ein Herzinfarkt in der Familie dafür, dass es nicht ruhiger wurde.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang at work with her dog by Cornelia Köster

Zwischen all dem Chaos fandest du mit den Hunden peu à peu in dein heutiges Leben als Hundefotografin. Wie entwickelte sich deine Fotografie?

Schon zu Analogzeiten fotografierte ich viel, aber das war mehr ein „Bilder knipsen“. Unsere erste Hündin, Noodles, war ein grandioses Motiv und mit ihr wurde ich schließlich zur ambitionierten Hobbyfotografin. Vor dem Schlaganfall meines Mannes hatte ich bereits geplant, am 01.01.2010 ein Ein-Bild-pro-Tag-Projekt zu starten, um innerlich einen Ausgleich zu haben. Ich nahm meine Kamera also jeden Tag auf die Spaziergänge mit.

Die Fotografie war etwas, das ich für mich, mit den Hunden machen und genießen konnte. Es machte einfach Spaß und so betrieb ich das Projekt im Endeffekt zwei Jahre lang.


Irgendwann kaufte ich mir eine kleine Kompaktkamera, die beim Spazieren einfach praktischer war. Mit ihrem Weitwinkel-Objektiv machte ich lustige Bilder mit den Hunden, indem ich nah an die Schnauzen heranging. Die Ergebnisse waren alles andere als perfekt, kamen aber online so gut an, dass 2014 meine Bilder viral durch das Netz gingen. Das heißt allerdings noch lange nichts. Wenn du diese Woche ein Internet-Phänomen bist, ist es nächste Woche jemand anderes. Aber natürlich motiviert es.


Ich schrieb ein paar Artikel über Hundefotografie, wurde von Websites für kleine Texte angefragt und saß bis in die Nacht hinein am Rechner. Denn tagsüber war ich mit meiner Schwiegermutter, meiner Mutter, meinem Mann und der Arbeit als Übersetzerin eingespannt.


Hattest du in der ganzen Zeit auch mal Zweifel?

Es gab auch Momente, in denen ich mich fragte, was ich da eigentlich mache, finanziell brachte es nichts ein.

Lustig war allerdings dann, dass eine Bloggerin, die mich für einen dieser Artikel angefragt hatte, später ein Vorstellungsgespräch beim Ackermann Verlag hatte und im Gespräch meinte sie, würde der Verlag sie einstellen, würde sie mit mir einen Kalender machen. Der Verlag hat sie eingestellt und sie haben einen Kalender mit mir gemacht. Und diesen Kalender mache ich nun mit dem Verlag seit 2016. Später bekam ich auch einen Buchvertrag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her two dogs by Cornelia Köster

Wann konntest du von der Fotografie leben?

Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte, ich kann von der Fotografie leben. In etwa sieben Jahre. Ich hätte allerdings auch nie gedacht, dass ich das überhaupt jemals kann.


Du stehst immer wieder für Vorträge auf der Bühne. Wie fühlt sich das für dich an?

Auch wenn ich immer aufgeregt bin, machen mir Vorträge riesigen Spaß und in Deutschland bin ich dabei auch sehr locker. Für meine Verhältnisse. (Sie lacht.) Messen, bei denen die Besucher Eintritt zahlen und sie als Teil des Besuches auch zu der Bühne kommen, auf der ich stehe, bin ich mittlerweile gewohnt. Im September 2023, im Mirage in Las Vegas, sollten allerdings 200 Besucher zuschauen, die einen vierstelligen Betrag für die Eintrittskarte gezahlt hatten und nur für die Vorträge und zwei Live-Shows kamen (wovon eine Live-Show meine war). Das war alles in allem eine andere Nummer. Dort konnte ich, der Anspannung wegen, die ersten Tage vor Ort nicht wirklich genießen. Die Veranstaltung selbst war dann aber großartig. Die Leute und die anderen Fotografen waren alle nett und es war hervorragend organisiert.

Hätte mir jemand früher gesagt, dass ich so etwas machen würde, hätte ich das nicht geglaubt.


Inwieweit, würdest du sagen, hat dein Weg dich verändert?

Früher war ich sehr zurückhaltend und in gewisser Weise schüchtern. Dass ich Vorträge vor vielen Menschen halte, hätte ich früher für unmöglich gehalten. Diese Entwicklung zu sehen, freut mich heute tierisch!

Wenn ich aus meinem Kokon herauskomme, freue ich mich im Anschluss jedes Mal. Auch wenn es mich zuweilen viele Nerven kostet, freue ich mich doch über jeden Nerv, den ich investiere und es dennoch mache. Das ist tatsächlich etwas, das mich aufbaut und wachsen lässt. Es fühlt sich großartig an, zu wissen, ich werde mich nicht fragen, was hätte werden können. Denn ich habe mich getraut, es herauszufinden, wie es ist, rauszukommen. Raus aus sich selbst und raus aus Hildesheim.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Was würdest du jemandem sagen, der/die sich nicht traut, etwas anzugehen?

Ich glaube nicht an Talent, sondern ich glaube an Geduld und Ausdauer. Geduld mit sich selbst und mit den eigenen Fähigkeiten. Wenn man beharrlich an etwas dranbleibt, dann bin ich überzeugt davon, dass es zu etwas führen wird. Die meisten hören einfach zu früh auf. Ich habe sieben Jahre gebraucht. Am Anfang haben meine Freunde mich aus Mitleid gebucht. (Sie schmunzelt.) Wenn ich das schaffe, dann schaffen es auch andere. Ich bin von Natur aus keine große Macherin. Ich war das Un-Spontanste, was herumlief, und suchte die Sicherheit. Ich bin einfach nur hartnäckig drangeblieben, weil ich es als Ausgleich für mich sah. Man muss manchmal viel Geduld aufbringen und dafür sorgen, dass es einem immer Spaß macht.


Was ist Lebensqualität für dich?

Lebensqualität kam bei mir, als ich lernte, auch mal „Nein“ zu anderem und „Ja“ zu mir zu sagen.

Das Leben, wie ich es führe, hier in meinem Zuhause, mit meinen Hunden, meinem Mann und den Möglichkeiten, reisen zu können, ist für mich Lebensqualität. Dass ich viele Dinge miteinander verbinden kann, die ich mag.


Jeder hat die eine oder andere Eigenheit oder Macke. Welche hast du?

Ich könnte einen Handel mit Notizbüchern eröffnen. Und jedes der Bücher hat ein anderes Thema. Ich bin außerdem ein großer Listen-Macher. Am Jahresanfang mache ich mir beispielsweise eine Liste an Dingen für das kommende Jahr. Die gehe ich das Jahr über durch und am Ende sehe ich, was alles funktioniert hat.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Ein perfekter Tag beginnt mit …

… einem Hundespaziergang am Meer.


Tiere sind für mich …

… ein Quell der Freude.


Das lustigste Erlebnis mit einem Hund war …

… ein Fototermin mit zwei Boxern. Ich kannte mich in der Gegend, die die Besitzer für die Fotos ausgesucht hatten, nicht aus. Als sie die Hunde von der Leine ließen, rannten die beiden los, durch ein kleines Waldstück und es machte hinter einem kleinen Hügel „platsch“. Dort war eine fürchterlich stinkende Grube und die Hunde sahen aus wie fröhliche Schlammmonster. Ich habe mich köstlich amüsiert und den nicht ganz so begeisterten Besitzern angeboten, dass wir einfach einen neuen Termin vereinbaren.


Die letzte Frage, Elke: Was setzt du mir auf meine To-do-Liste?

Wir alle können uns etwas von den Hunden abschauen: nicht über Vergangenes nachzugrübeln und den Augenblick zu genießen. Genau das möchte ich dir mitgeben. Achte darauf, die Vergangenheit sein zu lassen, was sie ist, und genieße den Augenblick!


Vielen Dank für deine Zeit, Elke!


Elke Vogelsang

TAKE YOUR TIME view into the print magazine – Elke Vogelsang by Cornelia Köster

ELKE VOGELSANG

Übersetzerin  •   Fotografin (Wieselblitz)  •  Autorin



TAKE YOUR TIME – Cover Elke Vogelsang, Wieselblitz by Cornelia Köster

Druck sei Dank oder

vom Handbuch zum Hundeblick.

 

Wege zur Fotografie gibt es viele. Der von Elke Vogelsang liest sich allerdings wie ein Drehbuch, in dem der Autor Murphys Gesetz in- und auswendig kennen dürfte.

In ihrem gemütlichen Studio unterhielten Elke und ich uns darüber, wie Gutes aus herausfordernden Situationen erwachsen kann und wie wichtig es ist, sich zu trauen und sich selbst Zeit zu geben.

 


Elke, du bist heute eine, über den deutschsprachigen Raum hinaus, bekannte Hundefotografin. Dein Weg führte aber zunächst in die Freiberuflichkeit als Übersetzerin. Wie kam es dazu?

Nach meinem Spanisch- und Englisch-Studium war ich zunächst als angestellte Übersetzerin tätig und nach einem Jobverlust trat ich eine neue Stelle an. Ein paar Monate später ging die neue Firma in Konkurs. Damals fühlte sich der Gedanke furchtbar an, wie das wohl in meinem Lebenslauf wirkte. (Ein Schmunzeln macht sich in ihrem Gesicht breit.)

Ich musste also zum Arbeitsamt gehen. Mein innerer Drang nach Sicherheit hatte mich zu dem Zeitpunkt allerdings schon ein Profil auf einer Übersetzerseite angelegen lassen, um nach Aufträgen zu suchen, und es kam tatsächlich direkt eine Anfrage.

Bei meinem Termin im Arbeitsamt sagte ich, dass ich einen kleinen Auftrag in Aussicht hätte, und fragte, ob mir das Geld abgezogen würde. Die Reaktion darauf lautete, dass ich dann nicht mehr arbeitslos wäre und ich mich selbstständig machen müsse, wenn ich den Auftrag annehmen wollte.

So machte ich mich 2005, von einem Tag auf den nächsten, mit einer Art Überbrückungsgeld als freiberufliche Übersetzerin selbstständig. Glücklicherweise funktionierte das damals auch sehr schnell gut.


Hättest du den Schritt in die Selbstständigkeit auch ohne die Umstände gewagt?

Getraut hätte ich mich ohne den Druck nicht. Es war der innere Stress, der dazu führte. Deshalb ein „Hurra“ auf den Druck oder die kleinen Schicksalsschläge, die einen dazu bringen, doch etwas zu ändern.

Mittlerweile liebe ich die Selbstständigkeit sehr und möchte nicht mehr angestellt sein. Egal wie anstrengend es zuweilen auch sein mag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsangs own pictures – by Cornelia Köster

In Sachen Schicksalsschläge hatten die letzten 15 Jahre durchaus noch Herausforderungen für dich parat. Wie sah das Chaos aus, in dem du zu Wieselblitz wurdest?

2007 nahmen mein Mann und ich, von einem Tag auf den anderen, meine Schwiegermutter mit der Diagnose Demenz auf. Zwei Jahre später verstarb mein Vater und ich musste mich dann auch vermehrt um meine Mutter kümmern. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, ich hätte schon einiges um die Ohren.


An Weihnachten 2009 saß ich im Arbeitszimmer am Computer und übersetzte, als unsere damals zwei Hündinnen neben mir plötzlich unruhig wurden, zur Tür eilten, anfingen, zu bellen und zu jaulen. Zwar konnte Noodles nervig werden, wenn sie etwas wollte (meine Schwägerin war unten mit dem duftenden Frühstück zugange), aber das war nicht wie üblich. Nachdem ich ihnen die Tür geöffnet hatte, liefen sie direkt zum Badezimmer, wo ich meinen Mann bewusstlos in der Badewanne fand. Irgendetwas hat die ältere Hündin bemerkt und reagiert. Es stellte sich heraus, dass er, aufgrund eines rupturierten Aneurysmas, eine schwere Hirnblutung hatte. Zunächst wurde er in ein künstliches Koma versetzt, ohne viel Hoffnung auf Genesung. Nun war das Chaos im Haus komplett.


Nachdem mein Mann tatsächlich aus dem künstlichen Koma erwachte, hatte er wochenlang keinerlei Kurzzeitgedächtnis. Es kam in der Folge zu Situationen, in denen ich mir vorkam wie in einem Film, bei dem die Zuschauer denken würden, das kann sich nur ein Drehbuchautor ausgedacht haben.

Eines Tages rief mich meine Mutter an und erzählte, sie glaube, sie habe sich den Arm gebrochen. Daraufhin brachte ich sie ins Krankenhaus, musste in dem Moment aber auch meine demenzkranke Schwiegermutter mitnehmen und mein Mann lag nur wenige Räume von der Notaufnahme entfernt und konnte schon wieder herumlaufen. Ich holte ihn zu uns, damit wir zusammen auf den Arzt für meine Mutter warten konnten. Da saß ich also in dieser absurden, aus heutiger Sicht komischen Situation, zwischen meiner entspannten Mutter mit ihrem gebrochenen Arm, meiner Schwiegermutter (die sich ihrer Demenz entsprechend verhielt) und meinem Mann ohne Kurzzeitgedächtnis, der sich fröhlich, aber eben auf seine Weise versuchte zu orientieren. Solche Situationen ergaben sich immer wieder. Genauso wie bürokratische Dinge, die schiefliefen. Was ich dabei, auch wieder aus der Situation heraus, lernte, war, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, anstatt auf etwas zu warten.

Mit den Jahren sorgten weitere Schlaganfälle und ein Herzinfarkt in der Familie dafür, dass es nicht ruhiger wurde.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang at work with her dog by Cornelia Köster

Zwischen all dem Chaos fandest du mit den Hunden peu à peu in dein heutiges Leben als Hundefotografin. Wie entwickelte sich deine Fotografie?

Schon zu Analogzeiten fotografierte ich viel, aber das war mehr ein „Bilder knipsen“. Unsere erste Hündin, Noodles, war ein grandioses Motiv und mit ihr wurde ich schließlich zur ambitionierten Hobbyfotografin. Vor dem Schlaganfall meines Mannes hatte ich bereits geplant, am 01.01.2010 ein Ein-Bild-pro-Tag-Projekt zu starten, um innerlich einen Ausgleich zu haben. Ich nahm meine Kamera also jeden Tag auf die Spaziergänge mit.

Die Fotografie war etwas, das ich für mich, mit den Hunden machen und genießen konnte. Es machte einfach Spaß und so betrieb ich das Projekt im Endeffekt zwei Jahre lang.


Irgendwann kaufte ich mir eine kleine Kompaktkamera, die beim Spazieren einfach praktischer war. Mit ihrem Weitwinkel-Objektiv machte ich lustige Bilder mit den Hunden, indem ich nah an die Schnauzen heranging. Die Ergebnisse waren alles andere als perfekt, kamen aber online so gut an, dass 2014 meine Bilder viral durch das Netz gingen. Das heißt allerdings noch lange nichts. Wenn du diese Woche ein Internet-Phänomen bist, ist es nächste Woche jemand anderes. Aber natürlich motiviert es.


Ich schrieb ein paar Artikel über Hundefotografie, wurde von Websites für kleine Texte angefragt und saß bis in die Nacht hinein am Rechner. Denn tagsüber war ich mit meiner Schwiegermutter, meiner Mutter, meinem Mann und der Arbeit als Übersetzerin eingespannt.


Hattest du in der ganzen Zeit auch mal Zweifel?

Es gab auch Momente, in denen ich mich fragte, was ich da eigentlich mache, finanziell brachte es nichts ein.

Lustig war allerdings dann, dass eine Bloggerin, die mich für einen dieser Artikel angefragt hatte, später ein Vorstellungsgespräch beim Ackermann Verlag hatte und im Gespräch meinte sie, würde der Verlag sie einstellen, würde sie mit mir einen Kalender machen. Der Verlag hat sie eingestellt und sie haben einen Kalender mit mir gemacht. Und diesen Kalender mache ich nun mit dem Verlag seit 2016. Später bekam ich auch einen Buchvertrag.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her two dogs by Cornelia Köster

Wann konntest du von der Fotografie leben?

Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte, ich kann von der Fotografie leben. In etwa sieben Jahre. Ich hätte allerdings auch nie gedacht, dass ich das überhaupt jemals kann.


Du stehst immer wieder für Vorträge auf der Bühne. Wie fühlt sich das für dich an?

Auch wenn ich immer aufgeregt bin, machen mir Vorträge riesigen Spaß und in Deutschland bin ich dabei auch sehr locker. Für meine Verhältnisse. (Sie lacht.) Messen, bei denen die Besucher Eintritt zahlen und sie als Teil des Besuches auch zu der Bühne kommen, auf der ich stehe, bin ich mittlerweile gewohnt. Im September 2023, im Mirage in Las Vegas, sollten allerdings 200 Besucher zuschauen, die einen vierstelligen Betrag für die Eintrittskarte gezahlt hatten und nur für die Vorträge und zwei Live-Shows kamen (wovon eine Live-Show meine war). Das war alles in allem eine andere Nummer. Dort konnte ich, der Anspannung wegen, die ersten Tage vor Ort nicht wirklich genießen. Die Veranstaltung selbst war dann aber großartig. Die Leute und die anderen Fotografen waren alle nett und es war hervorragend organisiert.

Hätte mir jemand früher gesagt, dass ich so etwas machen würde, hätte ich das nicht geglaubt.


Inwieweit, würdest du sagen, hat dein Weg dich verändert?

Früher war ich sehr zurückhaltend und in gewisser Weise schüchtern. Dass ich Vorträge vor vielen Menschen halte, hätte ich früher für unmöglich gehalten. Diese Entwicklung zu sehen, freut mich heute tierisch!

Wenn ich aus meinem Kokon herauskomme, freue ich mich im Anschluss jedes Mal. Auch wenn es mich zuweilen viele Nerven kostet, freue ich mich doch über jeden Nerv, den ich investiere und es dennoch mache. Das ist tatsächlich etwas, das mich aufbaut und wachsen lässt. Es fühlt sich großartig an, zu wissen, ich werde mich nicht fragen, was hätte werden können. Denn ich habe mich getraut, es herauszufinden, wie es ist, rauszukommen. Raus aus sich selbst und raus aus Hildesheim.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Was würdest du jemandem sagen, der/die sich nicht traut, etwas anzugehen?

Ich glaube nicht an Talent, sondern ich glaube an Geduld und Ausdauer. Geduld mit sich selbst und mit den eigenen Fähigkeiten. Wenn man beharrlich an etwas dranbleibt, dann bin ich überzeugt davon, dass es zu etwas führen wird. Die meisten hören einfach zu früh auf. Ich habe sieben Jahre gebraucht. Am Anfang haben meine Freunde mich aus Mitleid gebucht. (Sie schmunzelt.) Wenn ich das schaffe, dann schaffen es auch andere. Ich bin von Natur aus keine große Macherin. Ich war das Un-Spontanste, was herumlief, und suchte die Sicherheit. Ich bin einfach nur hartnäckig drangeblieben, weil ich es als Ausgleich für mich sah. Man muss manchmal viel Geduld aufbringen und dafür sorgen, dass es einem immer Spaß macht.


Was ist Lebensqualität für dich?

Lebensqualität kam bei mir, als ich lernte, auch mal „Nein“ zu anderem und „Ja“ zu mir zu sagen.

Das Leben, wie ich es führe, hier in meinem Zuhause, mit meinen Hunden, meinem Mann und den Möglichkeiten, reisen zu können, ist für mich Lebensqualität. Dass ich viele Dinge miteinander verbinden kann, die ich mag.


Jeder hat die eine oder andere Eigenheit oder Macke. Welche hast du?

Ich könnte einen Handel mit Notizbüchern eröffnen. Und jedes der Bücher hat ein anderes Thema. Ich bin außerdem ein großer Listen-Macher. Am Jahresanfang mache ich mir beispielsweise eine Liste an Dingen für das kommende Jahr. Die gehe ich das Jahr über durch und am Ende sehe ich, was alles funktioniert hat.

TAKE YOUR TIME Magazine pages: Elke Vogelsang with her dog Scout by Cornelia Köster

Ein perfekter Tag beginnt mit …

… einem Hundespaziergang am Meer.


Tiere sind für mich …

… ein Quell der Freude.


Das lustigste Erlebnis mit einem Hund war …

… ein Fototermin mit zwei Boxern. Ich kannte mich in der Gegend, die die Besitzer für die Fotos ausgesucht hatten, nicht aus. Als sie die Hunde von der Leine ließen, rannten die beiden los, durch ein kleines Waldstück und es machte hinter einem kleinen Hügel „platsch“. Dort war eine fürchterlich stinkende Grube und die Hunde sahen aus wie fröhliche Schlammmonster. Ich habe mich köstlich amüsiert und den nicht ganz so begeisterten Besitzern angeboten, dass wir einfach einen neuen Termin vereinbaren.


Die letzte Frage, Elke: Was setzt du mir auf meine To-do-Liste?

Wir alle können uns etwas von den Hunden abschauen: nicht über Vergangenes nachzugrübeln und den Augenblick zu genießen. Genau das möchte ich dir mitgeben. Achte darauf, die Vergangenheit sein zu lassen, was sie ist, und genieße den Augenblick!


Vielen Dank für deine Zeit, Elke!


Elke Vogelsang


TAKE YOUR TIME view into the print magazine – Elke Vogelsang by Cornelia Köster

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