Frankreichliebhaber • Kaffee- und Croissant-o-phil • Flohmarkt-Jäger • Selbstständig
Wem ein Licht aufgeht, der braucht die passende Lampe dafür.
Ein Jahr Probezeit? Dieser Gedanke erinnerte mich an „Das Leben ist zu kurz für später“, worin die Autorin Alexandra Reinwarth darüber schreibt, wie es sich lebt, wenn man einmal annimmt, nur noch 365 Tage Lebenszeit zu haben.
Mit der Endlichkeit konfrontiert, wirken Wagnisse nicht mehr so gewagt. Und auf die Frage, was Johannes mit seiner Zeit machen möchte, gaben er und Romina einer Idee ein Jahr Probezeit.
Hinter dem Schaufenster sitzend, führten wir bei einem Kaffee ein entspanntes Interview über den Weg der beiden und was dieser mit ihnen machte, wohin meiner mich noch führen wird und wozu ich Ja sagen soll.
Wann setzte das Lampenfieber bei euch ein?
Johannes: Seit den Anfängen von eBay war ich dort aktiv und verkaufte zunächst alles, was unsere Eltern nicht mehr brauchten oder meines Erachtens (in meinem Elternhaus) zu lange irgendwo herumstand. (Beide fangen an, zu lachen.) So wunderten sich meine Eltern auch einmal darüber, dass ihr altes Faxgerät nicht mehr auffindbar war.
Anfang der 2000er waren wir gelegentlich auf Flohmärkten unterwegs, um das eine oder andere für unsere eigene Wohnung zu finden. Schließlich suchten wir auch eine Lampe im Industrie-Stil, fanden aber keine. Bis wir doch auf einem Flohmarkt eine entdeckten. Es gab sogar relativ viele, die ich alle mitnahm, um sie online zu verkaufen. Das lief gut und so begann alles mit einem Shop auf der Plattform.
Wann kam der Moment, in dem die Entscheidung fiel, gänzlich in die Selbstständigkeit zu gehen?
Johannes: Ich hatte damals einen befristeten Job, der in Ordnung war, aber nicht herzerfüllend. Dann verstarb mein Vater überraschend und die Frage, was ich mit meiner restlichen Lebenszeit mache, trat plötzlich in den Vordergrund. Mit der Endlichkeit konfrontiert, kam das Bewusstsein dafür, sich einfach zu trauen. Das Ganze ein Jahr zu versuchen. Ich kündigte meinen Job daraufhin etwas früher und aus dem einen Jahr sind inzwischen ein paar mehr geworden.
Wie lange macht ihr das Ganze mittlerweile hauptberuflich?
Johannes: Ich bin damit seit 2014 selbstständig.
Romina: Und gemeinsam sind wir es seit 2018. Zuvor arbeitete ich noch Vollzeit für eine Softwarefirma. Damals war das zunächst die Sicherheit. Der nächste Schritt für mich war, die Stunden zu reduzieren, bis ich irgendwann ganz kündigte. Dass mir der Job dort keinen Spaß mehr machte, war ein weiterer Motivator für den Schritt. Anschließend arbeitete ich erst noch zwei Tage pro Woche in einem Café, bis ich auch dort aufhörte.
Könnt ihr noch unbefangen über einen Flohmarkt schlendern?
Johannes: Ich kann es nicht mehr. Denn der Einkauf ist bei uns auch eher mein Bereich. Aber auch wenn das Gefühl vom Entdecken an sich nicht mehr so groß ist, mindert das nicht meinen Spaß daran. Und das Goldgräber-Fieber, einen besonderen Fund zu machen, ist nach wie vor da. Wie einmal, als wir eine Kiste fanden, in der plötzlich rund 100 Lampenschirme steckten. Oder ein schönes Designerstück zu finden und zu hoffen, dass der Verkäufer nicht weiß, was er da vor sich hat. (Ein Schmunzeln erleuchtet sein Gesicht.)
Romina: Ich kann es durchaus noch. Es kommt auch vor, dass wir bei der Urlaubsplanung eine Route so wählen, dass wir Flohmärkte besuchen, auf die wir vorab gestoßen sind. Und auch wenn wir zufällig an einem vorbeikommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir ihn uns anschauen.
Was hat die Reise der letzten Jahre bisher mit euch gemacht?
Romina: Es hat sich ein Vertrauen entwickelt, dass sich immer wieder eine Tür öffnet. Dass man manchmal auch eine schließen muss, ohne zu wissen, wie es weitergeht, und darauf zu vertrauen, dass sich wieder eine öffnet.
Es geht auch darum, darauf vertrauen zu können, dass dieses Vertrauen in Ordnung ist. Dabei fühlte ich mich früher, beispielsweise auch meiner Familie gegenüber, schlecht und es war nicht leicht, dazu zu stehen. Diese Entwicklung ist ein Teil dieser Reise.
Johannes: Auch der Schritt, den Weg gemeinsam zu gehen, hat uns geprägt. Uns zu trauen, zusammenzuleben und gemeinsam zu arbeiten und dann zu sehen, dass wir das gut können. Das ist etwas Wunderschönes, das uns die letzten Jahre gezeigt und gegeben haben.
»Es geht auch darum,
darauf vertrauen zu können,
dass dieses Vertrauen
in Ordnung ist.«
Wenn Herausforderungen kommen, geht ihr sie eher mit dem Kopf oder Bauch an?
Johannes: Wir sind schon sehr frei in unserer Art, wissen aber auch, wie tief das Wasser ist, in das wir uns begeben. Wir sind wohl freie Kopf-Menschen.
Ich kann Dinge und Situationen mit deren Auswirkungen schnell erfassen. Wenn ich das nicht kann, wird es schwierig für mich. Dann spreche ich viel darüber. Romina und ich „zerreden“ es dann in kleinere Stücke, die überschaubar sind. Ich mag es, alles überblicken zu können.
Romina: Hingegen kann ich manchmal auch einfach auf Sicht fahren, weil ich darauf vertraue, dass es sich lösen lassen wird. Ich empfinde es dann nicht als Problem, dass ich etwas nicht überblicken kann. Das ist wie bei einer Deadline für eine Abgabe. Meine Lebenserfahrung hat mir einfach gezeigt, dass mir immer noch etwas einfallen wird. Manchmal muss ich dabei aber auch sehr lange warten, bis es ganz brenzlig wird. (Sie fängt an, zu lachen.) Mitunter ist es natürlich auch eine Herausforderung, sich in der Mitte zu finden, wenn man zu zweit und so gegensätzlich ist. Wir gleichen uns dabei aber gut aus.
Was macht euch heute glücklich?
Romina: Im Berufsalltag kann ich für mich sagen: wenn wir Rückmeldungen bekommen, dass es den Menschen gefällt, was wir hier machen. Wenn wir auch einmal Bilder und eine nette Nachricht bekommen, wie die Lampen bei den Kunden hängen. Es ist schön, zu sehen, dass sich jemand freut und unsere Arbeit wertschätzt. Ich empfinde es als großes Glück, etwas zu machen, bei dem ich gelegentlich so etwas zurückbekomme.
Und die Zufriedenheit mit dem, was und wie wir es machen. Nicht dem Drang zu erliegen, der von außen oft auf einen einströmt: immer größer zu werden, weiter wachsen zu müssen.
Johannes: Das wir von dem, was wir selbst auf die Beine gestellt haben, leben können. Es ist schön, von keiner anderen Person in dem, was wir machen, abhängig zu sein. Dass wir die eigenen Ideen, wie einen kleinen Kiøsk an verkaufsoffenen Sonntagen, verwirklichen können. Einfach weil wir Lust darauf haben. Das macht Freude!
Außerdem fühlt es sich großartig an, dass wir alten Sachen wieder ein neues Leben geben können. In den alten Lampen ist alles noch da. Es steckt nach wie vor die Ästhetik darin, die Gedanken, die sich die Menschen vor Jahrzehnten dabei gemacht haben.
Zudem ist das Thema Nachhaltigkeit für uns seit jeher wichtig und bis auf die neu verbaute Technik ist alles, einschließlich des Verpackungsmaterials, gebraucht. Zu wissen, dass man hier seinen eigenen kleinen Beitrag leisten kann, ist schön.
Was bedeutet für euch Lebensqualität?
Romina: Für mich ist Lebensqualität, vieles am Tag selbst gestalten sowie eigene Ideen umsetzen zu können. Möglichst nahe an der Natur zu leben und ins Grüne schauen zu können. Nach ein paar Schritten im Wald stehen zu können. So sehr ich manchmal das Leben in der Stadt vermisse, gibt mir die Nähe zur Natur doch mehr.
Frei zu reisen. Einfach über die Grenzen fahren und in Frankreich, Italien oder andernorts sein zu können.
Johannes: Absolut, die Nähe zur Natur! Auch wenn ich vielleicht nicht so oft dort bin. Aber das Wissen, ich kann dorthin, wenn ich möchte, bedeutet definitiv ein Stück Lebensqualität.
Die größte Lebensqualität ist die Freiheit. Frei zu entscheiden. Ich stehe trotzdem morgens mit dem Wecker auf und lebe nicht einfach in den Tag hinein. Aber ich könnte das – und diese Option reicht manchmal schon. Umgekehrt könnte ich auch jeden Tag arbeiten, wie ich will, weil ich Spaß daran habe.
Und das Schöne in allem. Die Zeit zu genießen, sich etwas Schönes zu kochen, es schön anzurichten, es sich zu Hause schön zu machen.
Wenn ich euch garantieren könnte, dass nichts schieflaufen und alles funktionieren würde, was würdet ihr gern machen?
Johannes: Ich würde ans Meer ziehen. Von April bis September am Meer leben. Am Atlantik, in Südwestfrankreich und ohne Zeitdruck, alles machen und sehen, was ich dort gerne einmal erleben würde.
Romina: Wenn ich wüsste, dass es zu 100 Prozent funktioniert, würde ich mit dir ans Meer mitgehen.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
Romina: … Kaffee.
Johannes: … und Croissants.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
Johannes: … in die 1920er nach Berlin reisen.
Romina: … vor dieser Zeitmaschine sitzen und nicht wegkommen, weil ich mich nicht entscheiden könnte, wohin ich zuerst reise.
Ich kann nicht widerstehen, wenn …
Johannes: … Schokolade im Kühlschrank ist.
Romina: … ich ein Croissant sehe, eines zu essen.
Am Ende meines Lebens möchte ich …
Johannes: … nichts bereuen.
Romina: … das Gegenteil einer verbissenen, verbitterten alten Frau sein.
Angenommen, ihr seid auf Flohmärkten unterwegs und könntet, wo immer ihr wollt, kleine Zettel verstecken, mit drei Learnings darauf, die die Person, die das Objekt kauft, in ihr Leben mitnimmt – welche würdet ihr den Menschen geben wollen?
» Trau dich! Hadere nicht so lange mit der Entscheidung!
» Irgendwie geht es immer weiter!
» Bleib neugierig und weltoffen!
Was setzt ihr mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Johannes: Besuch mal Soorts-Hossegor und iss ein Croissant am Meer.
Romina: Sag mal „Ja“, obwohl es dir total Angst macht.
Vielen Dank für eure Zeit, Romina und Johannes!
Was würdest du mit zwölf Monaten auf Probe machen?
Schreib mir deine Antwort gern per Mail oder unter den Post zum Interview mit Romina und Johannes auf Instagram.
Frankreichliebhaber • Kaffee- und Croissant-o-phil • Flohmarkt-Jäger • Selbstständig
WEM EIN LICHT AUFGEHT, DER BRAUCHT DIE PASSENDE LAMPE DAFÜR.
Ein Jahr Probezeit? Dieser Gedanke erinnerte mich an „Das Leben ist zu kurz für später“, worin die Autorin Alexandra Reinwarth darüber schreibt, wie es sich lebt, wenn man einmal annimmt, nur noch 365 Tage Lebenszeit zu haben.
Mit der Endlichkeit konfrontiert, wirken Wagnisse nicht mehr so gewagt. Und auf die Frage, was Johannes mit seiner Zeit machen möchte, gaben er und Romina einer Idee ein Jahr Probezeit.
Hinter dem Schaufenster sitzend, führten wir bei einem Kaffee ein entspanntes Interview über den Weg der beiden und was dieser mit ihnen machte, wohin meiner mich noch führen wird und wozu ich Ja sagen soll.
Wann setzte das Lampenfieber bei euch ein?
Johannes: Seit den Anfängen von eBay war ich dort aktiv und verkaufte zunächst alles, was unsere Eltern nicht mehr brauchten oder meines Erachtens (in meinem Elternhaus) zu lange irgendwo herumstand. (Beide fangen an, zu lachen.) So wunderten sich meine Eltern auch einmal darüber, dass ihr altes Faxgerät nicht mehr auffindbar war.
Anfang der 2000er waren wir gelegentlich auf Flohmärkten unterwegs, um das eine oder andere für unsere eigene Wohnung zu finden. Schließlich suchten wir auch eine Lampe im Industrie-Stil, fanden aber keine. Bis wir doch auf einem Flohmarkt eine entdeckten. Es gab sogar relativ viele, die ich alle mitnahm, um sie online zu verkaufen. Das lief gut und so begann alles mit einem Shop auf der Plattform.
Wann kam der Moment, in dem die Entscheidung fiel, gänzlich in die Selbstständigkeit zu gehen?
Johannes: Ich hatte damals einen befristeten Job, der in Ordnung war, aber nicht herzerfüllend. Dann verstarb mein Vater überraschend und die Frage, was ich mit meiner restlichen Lebenszeit mache, trat plötzlich in den Vordergrund. Mit der Endlichkeit konfrontiert, kam das Bewusstsein dafür, sich einfach zu trauen. Das Ganze ein Jahr zu versuchen. Ich kündigte meinen Job daraufhin etwas früher und aus dem einen Jahr sind inzwischen ein paar mehr geworden.
Wie lange macht ihr das Ganze mittlerweile hauptberuflich?
Johannes: Ich bin damit seit 2014 selbstständig.
Romina: Und gemeinsam sind wir es seit 2018. Zuvor arbeitete ich noch Vollzeit für eine Softwarefirma. Damals war das zunächst die Sicherheit. Der nächste Schritt für mich war, die Stunden zu reduzieren, bis ich irgendwann ganz kündigte. Dass mir der Job dort keinen Spaß mehr machte, war ein weiterer Motivator für den Schritt. Anschließend arbeitete ich erst noch zwei Tage pro Woche in einem Café, bis ich auch dort aufhörte.
Könnt ihr noch unbefangen über einen Flohmarkt schlendern?
Johannes: Ich kann es nicht mehr. Denn der Einkauf ist bei uns auch eher mein Bereich. Aber auch wenn das Gefühl vom Entdecken an sich nicht mehr so groß ist, mindert das nicht meinen Spaß daran. Und das Goldgräber-Fieber, einen besonderen Fund zu machen, ist nach wie vor da. Wie einmal, als wir eine Kiste fanden, in der plötzlich rund 100 Lampenschirme steckten. Oder ein schönes Designerstück zu finden und zu hoffen, dass der Verkäufer nicht weiß, was er da vor sich hat. (Ein Schmunzeln erleuchtet sein Gesicht.)
Romina: Ich kann es durchaus noch. Es kommt auch vor, dass wir bei der Urlaubsplanung eine Route so wählen, dass wir Flohmärkte besuchen, auf die wir vorab gestoßen sind. Und auch wenn wir zufällig an einem vorbeikommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir ihn uns anschauen.
Was hat die Reise der letzten Jahre bisher mit euch gemacht?
Romina: Es hat sich ein Vertrauen entwickelt, dass sich immer wieder eine Tür öffnet. Dass man manchmal auch eine schließen muss, ohne zu wissen, wie es weitergeht, und darauf zu vertrauen, dass sich wieder eine öffnet.
Es geht auch darum, darauf vertrauen zu können, dass dieses Vertrauen in Ordnung ist. Dabei fühlte ich mich früher, beispielsweise auch meiner Familie gegenüber, schlecht und es war nicht leicht, dazu zu stehen. Diese Entwicklung ist ein Teil dieser Reise.
Johannes: Auch der Schritt, den Weg gemeinsam zu gehen, hat uns geprägt. Uns zu trauen, zusammenzuleben und gemeinsam zu arbeiten und dann zu sehen, dass wir das gut können. Das ist etwas Wunderschönes, das uns die letzten Jahre gezeigt und gegeben haben.
»Es geht auch darum,
darauf vertrauen zu können,
dass dieses Vertrauen
in Ordnung ist.«
Wenn Herausforderungen kommen, geht ihr sie eher mit dem Kopf oder Bauch an?
Johannes: Wir sind schon sehr frei in unserer Art, wissen aber auch, wie tief das Wasser ist, in das wir uns begeben. Wir sind wohl freie Kopf-Menschen.
Ich kann Dinge und Situationen mit deren Auswirkungen schnell erfassen. Wenn ich das nicht kann, wird es schwierig für mich. Dann spreche ich viel darüber. Romina und ich „zerreden“ es dann in kleinere Stücke, die überschaubar sind. Ich mag es, alles überblicken zu können.
Romina: Hingegen kann ich manchmal auch einfach auf Sicht fahren, weil ich darauf vertraue, dass es sich lösen lassen wird. Ich empfinde es dann nicht als Problem, dass ich etwas nicht überblicken kann. Das ist wie bei einer Deadline für eine Abgabe. Meine Lebenserfahrung hat mir einfach gezeigt, dass mir immer noch etwas einfallen wird. Manchmal muss ich dabei aber auch sehr lange warten, bis es ganz brenzlig wird. (Sie fängt an, zu lachen.) Mitunter ist es natürlich auch eine Herausforderung, sich in der Mitte zu finden, wenn man zu zweit und so gegensätzlich ist. Wir gleichen uns dabei aber gut aus.
Was macht euch heute glücklich?
Romina: Im Berufsalltag kann ich für mich sagen: wenn wir Rückmeldungen bekommen, dass es den Menschen gefällt, was wir hier machen. Wenn wir auch einmal Bilder und eine nette Nachricht bekommen, wie die Lampen bei den Kunden hängen. Es ist schön, zu sehen, dass sich jemand freut und unsere Arbeit wertschätzt. Ich empfinde es als großes Glück, etwas zu machen, bei dem ich gelegentlich so etwas zurückbekomme.
Und die Zufriedenheit mit dem, was und wie wir es machen. Nicht dem Drang zu erliegen, der von außen oft auf einen einströmt: immer größer zu werden, weiter wachsen zu müssen.
Johannes: Das wir von dem, was wir selbst auf die Beine gestellt haben, leben können. Es ist schön, von keiner anderen Person in dem, was wir machen, abhängig zu sein. Dass wir die eigenen Ideen, wie einen kleinen Kiøsk an verkaufsoffenen Sonntagen, verwirklichen können. Einfach weil wir Lust darauf haben. Das macht Freude!
Außerdem fühlt es sich großartig an, dass wir alten Sachen wieder ein neues Leben geben können. In den alten Lampen ist alles noch da. Es steckt nach wie vor die Ästhetik darin, die Gedanken, die sich die Menschen vor Jahrzehnten dabei gemacht haben.
Zudem ist das Thema Nachhaltigkeit für uns seit jeher wichtig und bis auf die neu verbaute Technik ist alles, einschließlich des Verpackungsmaterials, gebraucht. Zu wissen, dass man hier seinen eigenen kleinen Beitrag leisten kann, ist schön.
Was bedeutet für euch Lebensqualität?
Romina: Für mich ist Lebensqualität, vieles am Tag selbst gestalten sowie eigene Ideen umsetzen zu können. Möglichst nahe an der Natur zu leben und ins Grüne schauen zu können. Nach ein paar Schritten im Wald stehen zu können. So sehr ich manchmal das Leben in der Stadt vermisse, gibt mir die Nähe zur Natur doch mehr.
Frei zu reisen. Einfach über die Grenzen fahren und in Frankreich, Italien oder andernorts sein zu können.
Johannes: Absolut, die Nähe zur Natur! Auch wenn ich vielleicht nicht so oft dort bin. Aber das Wissen, ich kann dorthin, wenn ich möchte, bedeutet definitiv ein Stück Lebensqualität.
Die größte Lebensqualität ist die Freiheit. Frei zu entscheiden. Ich stehe trotzdem morgens mit dem Wecker auf und lebe nicht einfach in den Tag hinein. Aber ich könnte das – und diese Option reicht manchmal schon. Umgekehrt könnte ich auch jeden Tag arbeiten, wie ich will, weil ich Spaß daran habe.
Und das Schöne in allem. Die Zeit zu genießen, sich etwas Schönes zu kochen, es schön anzurichten, es sich zu Hause schön zu machen.
Wenn ich euch garantieren könnte, dass nichts schieflaufen und alles funktionieren würde, was würdet ihr gern machen?
Johannes: Ich würde ans Meer ziehen. Von April bis September am Meer leben. Am Atlantik, in Südwestfrankreich und ohne Zeitdruck, alles machen und sehen, was ich dort gerne einmal erleben würde.
Romina: Wenn ich wüsste, dass es zu 100 Prozent funktioniert, würde ich mit dir ans Meer mitgehen.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
Romina: … Kaffee.
Johannes: … und Croissants.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
Johannes: … in die 1920er nach Berlin reisen.
Romina: … vor dieser Zeitmaschine sitzen und nicht wegkommen, weil ich mich nicht entscheiden könnte, wohin ich zuerst reise.
Ich kann nicht widerstehen, wenn …
Johannes: … Schokolade im Kühlschrank ist.
Romina: … ich ein Croissant sehe, eines zu essen.
Am Ende meines Lebens möchte ich …
Johannes: … nichts bereuen.
Romina: … das Gegenteil einer verbissenen, verbitterten alten Frau sein.
Angenommen, ihr seid auf Flohmärkten unterwegs und könntet, wo immer ihr wollt, kleine Zettel verstecken, mit drei Learnings darauf, die die Person, die das Objekt kauft, in ihr Leben mitnimmt – welche würdet ihr den Menschen geben wollen?
» Trau dich! Hadere nicht so lange mit der Entscheidung!
» Irgendwie geht es immer weiter!
» Bleib neugierig und weltoffen!
Was setzt ihr mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Johannes: Besuch mal Soorts-Hossegor und iss ein Croissant am Meer.
Romina: Sag mal „Ja“, obwohl es dir total Angst macht.
Vielen Dank für eure Zeit, Romina und Johannes!
Was würdest du mit zwölf Monaten auf Probe machen?
Schreib mir deine Antwort gern per Mail oder unter den Post zum Interview mit Romina und Johannes auf Instagram.
Frankreichliebhaber • Kaffee- und Croissant-o-phil • Flohmarkt-Jäger • Selbstständig
WEM EIN LICHT AUFGEHT, DER BRAUCHT DIE PASSENDE LAMPE DAFÜR.
Ein Jahr Probezeit? Dieser Gedanke erinnerte mich an „Das Leben ist zu kurz für später“, worin die Autorin Alexandra Reinwarth darüber schreibt, wie es sich lebt, wenn man einmal annimmt, nur noch 365 Tage Lebenszeit zu haben.
Mit der Endlichkeit konfrontiert, wirken Wagnisse nicht mehr so gewagt. Und auf die Frage, was Johannes mit seiner Zeit machen möchte, gaben er und Romina einer Idee ein Jahr Probezeit.
Hinter dem Schaufenster sitzend, führten wir bei einem Kaffee ein entspanntes Interview über den Weg der beiden und was dieser mit ihnen machte, wohin meiner mich noch führen wird und wozu ich Ja sagen soll.
Wann setzte das Lampenfieber bei euch ein?
Johannes: Seit den Anfängen von eBay war ich dort aktiv und verkaufte zunächst alles, was unsere Eltern nicht mehr brauchten oder meines Erachtens (in meinem Elternhaus) zu lange irgendwo herumstand. (Beide fangen an, zu lachen.) So wunderten sich meine Eltern auch einmal darüber, dass ihr altes Faxgerät nicht mehr auffindbar war.
Anfang der 2000er waren wir gelegentlich auf Flohmärkten unterwegs, um das eine oder andere für unsere eigene Wohnung zu finden. Schließlich suchten wir auch eine Lampe im Industrie-Stil, fanden aber keine. Bis wir doch auf einem Flohmarkt eine entdeckten. Es gab sogar relativ viele, die ich alle mitnahm, um sie online zu verkaufen. Das lief gut und so begann alles mit einem Shop auf der Plattform.
Wann kam der Moment, in dem die Entscheidung fiel, gänzlich in die Selbstständigkeit zu gehen?
Johannes: Ich hatte damals einen befristeten Job, der in Ordnung war, aber nicht herzerfüllend. Dann verstarb mein Vater überraschend und die Frage, was ich mit meiner restlichen Lebenszeit mache, trat plötzlich in den Vordergrund. Mit der Endlichkeit konfrontiert, kam das Bewusstsein dafür, sich einfach zu trauen. Das Ganze ein Jahr zu versuchen. Ich kündigte meinen Job daraufhin etwas früher und aus dem einen Jahr sind inzwischen ein paar mehr geworden.
Wie lange macht ihr das Ganze mittlerweile hauptberuflich?
Johannes: Ich bin damit seit 2014 selbstständig.
Romina: Und gemeinsam sind wir es seit 2018. Zuvor arbeitete ich noch Vollzeit für eine Softwarefirma. Damals war das zunächst die Sicherheit. Der nächste Schritt für mich war, die Stunden zu reduzieren, bis ich irgendwann ganz kündigte. Dass mir der Job dort keinen Spaß mehr machte, war ein weiterer Motivator für den Schritt. Anschließend arbeitete ich erst noch zwei Tage pro Woche in einem Café, bis ich auch dort aufhörte.
Könnt ihr noch unbefangen über einen Flohmarkt schlendern?
Johannes: Ich kann es nicht mehr. Denn der Einkauf ist bei uns auch eher mein Bereich. Aber auch wenn das Gefühl vom Entdecken an sich nicht mehr so groß ist, mindert das nicht meinen Spaß daran. Und das Goldgräber-Fieber, einen besonderen Fund zu machen, ist nach wie vor da. Wie einmal, als wir eine Kiste fanden, in der plötzlich rund 100 Lampenschirme steckten. Oder ein schönes Designerstück zu finden und zu hoffen, dass der Verkäufer nicht weiß, was er da vor sich hat. (Ein Schmunzeln erleuchtet sein Gesicht.)
Romina: Ich kann es durchaus noch. Es kommt auch vor, dass wir bei der Urlaubsplanung eine Route so wählen, dass wir Flohmärkte besuchen, auf die wir vorab gestoßen sind. Und auch wenn wir zufällig an einem vorbeikommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir ihn uns anschauen.
Was hat die Reise der letzten Jahre bisher mit euch gemacht?
Romina: Es hat sich ein Vertrauen entwickelt, dass sich immer wieder eine Tür öffnet. Dass man manchmal auch eine schließen muss, ohne zu wissen, wie es weitergeht, und darauf zu vertrauen, dass sich wieder eine öffnet.
Es geht auch darum, darauf vertrauen zu können, dass dieses Vertrauen in Ordnung ist. Dabei fühlte ich mich früher, beispielsweise auch meiner Familie gegenüber, schlecht und es war nicht leicht, dazu zu stehen. Diese Entwicklung ist ein Teil dieser Reise.
Johannes: Auch der Schritt, den Weg gemeinsam zu gehen, hat uns geprägt. Uns zu trauen, zusammenzuleben und gemeinsam zu arbeiten und dann zu sehen, dass wir das gut können. Das ist etwas Wunderschönes, das uns die letzten Jahre gezeigt und gegeben haben.
»Es geht auch darum,
darauf vertrauen
zu können,
dass dieses Vertrauen
in Ordnung ist.«
Wenn Herausforderungen kommen, geht ihr sie eher mit dem Kopf oder Bauch an?
Johannes: Wir sind schon sehr frei in unserer Art, wissen aber auch, wie tief das Wasser ist, in das wir uns begeben. Wir sind wohl freie Kopf-Menschen.
Ich kann Dinge und Situationen mit deren Auswirkungen schnell erfassen. Wenn ich das nicht kann, wird es schwierig für mich. Dann spreche ich viel darüber. Romina und ich „zerreden“ es dann in kleinere Stücke, die überschaubar sind. Ich mag es, alles überblicken zu können.
Romina: Hingegen kann ich manchmal auch einfach auf Sicht fahren, weil ich darauf vertraue, dass es sich lösen lassen wird. Ich empfinde es dann nicht als Problem, dass ich etwas nicht überblicken kann. Das ist wie bei einer Deadline für eine Abgabe. Meine Lebenserfahrung hat mir einfach gezeigt, dass mir immer noch etwas einfallen wird. Manchmal muss ich dabei aber auch sehr lange warten, bis es ganz brenzlig wird. (Sie fängt an, zu lachen.) Mitunter ist es natürlich auch eine Herausforderung, sich in der Mitte zu finden, wenn man zu zweit und so gegensätzlich ist. Wir gleichen uns dabei aber gut aus.
Was macht euch heute glücklich?
Romina: Im Berufsalltag kann ich für mich sagen: wenn wir Rückmeldungen bekommen, dass es den Menschen gefällt, was wir hier machen. Wenn wir auch einmal Bilder und eine nette Nachricht bekommen, wie die Lampen bei den Kunden hängen. Es ist schön, zu sehen, dass sich jemand freut und unsere Arbeit wertschätzt. Ich empfinde es als großes Glück, etwas zu machen, bei dem ich gelegentlich so etwas zurückbekomme.
Und die Zufriedenheit mit dem, was und wie wir es machen. Nicht dem Drang zu erliegen, der von außen oft auf einen einströmt: immer größer zu werden, weiter wachsen zu müssen.
Johannes: Das wir von dem, was wir selbst auf die Beine gestellt haben, leben können. Es ist schön, von keiner anderen Person in dem, was wir machen, abhängig zu sein. Dass wir die eigenen Ideen, wie einen kleinen Kiøsk an verkaufsoffenen Sonntagen, verwirklichen können. Einfach weil wir Lust darauf haben. Das macht Freude!
Außerdem fühlt es sich großartig an, dass wir alten Sachen wieder ein neues Leben geben können. In den alten Lampen ist alles noch da. Es steckt nach wie vor die Ästhetik darin, die Gedanken, die sich die Menschen vor Jahrzehnten dabei gemacht haben.
Zudem ist das Thema Nachhaltigkeit für uns seit jeher wichtig und bis auf die neu verbaute Technik ist alles, einschließlich des Verpackungsmaterials, gebraucht. Zu wissen, dass man hier seinen eigenen kleinen Beitrag leisten kann, ist schön.
Was bedeutet für euch Lebensqualität?
Romina: Für mich ist Lebensqualität, vieles am Tag selbst gestalten sowie eigene Ideen umsetzen zu können. Möglichst nahe an der Natur zu leben und ins Grüne schauen zu können. Nach ein paar Schritten im Wald stehen zu können. So sehr ich manchmal das Leben in der Stadt vermisse, gibt mir die Nähe zur Natur doch mehr.
Frei zu reisen. Einfach über die Grenzen fahren und in Frankreich, Italien oder andernorts sein zu können.
Johannes: Absolut, die Nähe zur Natur! Auch wenn ich vielleicht nicht so oft dort bin. Aber das Wissen, ich kann dorthin, wenn ich möchte, bedeutet definitiv ein Stück Lebensqualität.
Die größte Lebensqualität ist die Freiheit. Frei zu entscheiden. Ich stehe trotzdem morgens mit dem Wecker auf und lebe nicht einfach in den Tag hinein. Aber ich könnte das – und diese Option reicht manchmal schon. Umgekehrt könnte ich auch jeden Tag arbeiten, wie ich will, weil ich Spaß daran habe.
Und das Schöne in allem. Die Zeit zu genießen, sich etwas Schönes zu kochen, es schön anzurichten, es sich zu Hause schön zu machen.
Wenn ich euch garantieren könnte, dass nichts schieflaufen und alles funktionieren würde, was würdet ihr gern machen?
Johannes: Ich würde ans Meer ziehen. Von April bis September am Meer leben. Am Atlantik, in Südwestfrankreich und ohne Zeitdruck, alles machen und sehen, was ich dort gerne einmal erleben würde.
Romina: Wenn ich wüsste, dass es zu 100 Prozent funktioniert, würde ich mit dir ans Meer mitgehen.
Ein perfekter Tag beginnt mit …
Romina: … Kaffee.
Johannes: … und Croissants.
Wenn Zeitreisen möglich wären, würde ich …
Johannes: … in die 1920er nach Berlin reisen.
Romina: … vor dieser Zeitmaschine sitzen und nicht wegkommen, weil ich mich nicht entscheiden könnte, wohin ich zuerst reise.
Ich kann nicht widerstehen, wenn …
Johannes: … Schokolade im Kühlschrank ist.
Romina: … ich ein Croissant sehe, eines zu essen.
Am Ende meines Lebens möchte ich …
Johannes: … nichts bereuen.
Romina: … das Gegenteil einer verbissenen, verbitterten alten Frau sein.
Angenommen, ihr seid auf Flohmärkten unterwegs und könntet, wo immer ihr wollt, kleine Zettel verstecken, mit drei Learnings darauf, die die Person, die das Objekt kauft, in ihr Leben mitnimmt – welche würdet ihr den Menschen geben wollen?
» Trau dich! Hadere nicht so lange mit der Entscheidung!
» Irgendwie geht es immer weiter!
» Bleib neugierig und weltoffen!
Was setzt ihr mir auf meine To-do-Liste, was sollte ich wohl einmal machen?
Johannes: Besuch mal Soorts-Hossegor und iss ein Croissant am Meer.
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